Nobelpreis geht nach Bayern

Wir brauchen Hunger auf Hightech

von Redaktion

VON CHRISTIAN DEUTSCHLÄNDER

Nobelpreis für einen Forscher in Bayern – eine großartige Nachricht. Ohne auch nur mehr als einen Hauch der Lichtpuls-Forschung in Femtosekunden verstehen zu müssen, ahnt der Laie: Der dritte Physik-Nobelpreis seit 2005 sagt schon was aus über den Forschungsstandort München. Ehe nun aber zu viel Mia-san-mia-Zufriedenheit Raum greift – dieser Nobelpreis sollte bei aller Freude auch ein Denkanstoß sein. Sind die Rahmenbedingungen und die Offenheit gegenüber Entwicklung und Technologie in unserem Land langfristig noch optimal?

Vieles läuft gut, der Staat gibt auch wertvolle Offensiven. Aber es sind Warnsignale, wenn Kernfusionsforschung in Bayern politisch umstritten ist, als könne man sie gegen drei Windräder gegenrechnen. Wenn Raumfahrtprogramme und Flugtaxis veralbert werden. Wenn uns die Forschung an Biotechnologie ethisch und an Militärtechnik moralisch nicht in die woke Welt passen. Und wir bejubeln, dass sich Chip-Tech-Giganten statt in Oberbayern lieber im Osten ansiedeln. Bestimmt floppt manches davon. Aber in der Summe wird es die Hochtechnologie sein und nicht das – wie der legendäre Otto Wiesheu einst sagte – gegenseitige Haareschneiden, das uns den Wohlstand der übernächsten Jahrzehnte sichert.

Aufgabe der Politik wird mehr denn je sein, den hohen Druck und die realen Sorgen in der Region (Wohnen, Verkehr) effektiver zu lindern. Und in der Wirtschaftspolitik weniger kleinteilig und zielgruppentümelig daherzukommen als zuletzt. Vor allem aber gilt für alle: Nur Mut, Bayern! Nicht ausruhen auf dem Ist-Zustand, auf Wiesn-Laune und Passt scho. Dieser Nobelpreis darf uns wieder optimistischer und zukunftshungriger machen.

Christian.Deutschlaender@ovb.net

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