Der Knall war gewaltig, aber er war abzusehen, denn fest im Sattel saß Kevin McCarthy nie. Schon seine Wahl zum Sprecher des US-Repräsentantenhauses war eine seltene Qual, obwohl die Republikaner dort eine Mehrheit haben. Damals ließen sich ultrarechte Trump-Anhänger ihre Zustimmung mit Zugeständnissen teuer bezahlen. Die gleiche Gruppe Fanatiker hat McCarthy jetzt, kein Jahr später, aus dem Amt geschubst, weil er es gewagt hatte, sich im Haushaltsstreit auf einen Kompromiss mit den Demokraten einzulassen. Wer nur im Ansatz konstruktiv ist, wird als Verräter vom Hof gejagt – klarer kann die Trump-Bande ihren Zerstörungswillen kaum zeigen.
McCarthy, der sich auf das Spiel mit dem Teufel einließ, trägt selbst einen Teil der Schuld. Dass die Demokraten seinen Sturz mit allen üblen Folgen mittrugen, wirft auch kein gutes Licht auf sie und lässt sich nur dadurch erklären, dass die Konkurrenz den Schaden davonträgt. Ein Jahr vor der Wahl stehen die Republikaner als Chaos-Trupp da, dem das Wohl des Landes schnurz ist. Denn bis auf Weiteres ist das Repräsentantenhaus handlungsunfähig – mit weitreichenden Folgen im Inneren und Äußeren. Dass Washington etwa bei neuen Ukraine-Hilfen zum Wackelkandidaten werden könnte, muss auch Europa besorgen. Denn darauf vorbereitet sind wir nicht.
Marcus.Maeckler@ovb.net