München – Mehr Symbolkraft geht fast nicht. Martin Hagen steht vor einer gelben Wand und in pink steht da „Servus“. Was eigentlich zum FDP-Wahlspruch (Servus Zukunft) gehört, wird an diesem Abend zu einem realen „Servus Martin Hagen. Servus FDP“ und zwar im Sinne eines Abschieds. Denn ein Abschied aus dem Landtag ist für die Liberalen sicher. Vielleicht auch deswegen hat sich Hagen entschieden, die Hochrechnungen nicht dort, sondern mit seiner Frau an der Hand und von Parteifreunden umringt im Restaurant Ella, in der Münchner Maxvorstadt zu verfolgen.
Für seine ihm ins Gesicht geschriebene Enttäuschung findet der Chef der bayerischen FDP klare Worte: Es sei ein „ein trauriger Tag für den Liberalismus“, es sei „bitter“ und „es tut weh“. Als Spitzenkandidat übernehme er auch die Verantwortung für das Wahlergebnis.
Die Liberalen wirken zerknirscht, aber irgendwie auch gefasst. „Ich musste mit diesem Ergebnis rechnen“, sagt Noch-Landtags-Vize Wolfgang Heubisch. Er habe aber auch gedacht, dass es etwas knapper sein wird.
Die Zauberformel, auf die sich die Bayern-FDP jetzt einspielt, heißt: außerpalarmentarische Opposition. Darin ist die Partei geübt, denn im Fünf-Jahres-Takt fliegt die FDP aus dem Landtag – und zieht dann wieder ein. Ein direkter Wiedereinzug ist laut Hagen das letzte Mal 1978 gelungen. Jetzt heißt es, dass die Abgeordneten, zu denen auch Urgestein Helmut Markwort gehört, ihren Platz räumen müssen. Ebenso wie alle Mitarbeiter im Hintergrund – Büroleiter, Pressesprecher und Co. Auch der Politiker-Traum von Susanne Seehofer endet. Zumindest vorerst.
Gleichzeitig ist der Blick gen Berlin gerichtet. „Es ist uns als bayerische FDP nicht gelungen, uns von einem bundespolitischen Negativtrend abzukoppeln“, sagt Hagen in München. Er meint damit: Seit die Ampel-Koalition in Berlin regiert, ist die FDP nun aus dem vierten Landtag (Hessen könnte der fünfte werden) geflogen. Das wird als klare Quittung für die Arbeit des Bundes-FDP gesehen.
„Wir müssen aufarbeiten, was es für uns bedeutet, auch in der Zukunft“, sagt Lukas Köhler, FDP-Vize der Bundestagsfraktion. Aber Köhlers Diagnose sieht das Hauptproblem nicht in den eigenen Reihen. Viele Wähler der FDP würden die Arbeit der Partei in der Bundesregierung sehr wertschätzen, aber die Arbeit der Ampel eben nicht. Heubisch findet da deutlichere Worte: „Ich glaube, dass wir uns nicht mehr länger in dieser Koalition halten sollten.“
LEONIE HUDELMAIER