Die große Trauer nach Terror und Raketen

von Redaktion

Israel zeigt sich entschlossen und will gesamte Hamas-Spitze ausschalten – Deutschland wird um Munition gebeten

VON LEONIE HUDELMAIER

München – Die Luft ist durchtränkt von Asche und Staub. Schwarze Rauchschwaden hängen über Gaza wie dunkle Schatten. Schatten eines Krieges. Seit dem Massaker von islamistischen Hamas-Terroristen, bei dem über 1200 Zivilisten in israelischen Grenzorten und auf einem Musikfestival hingerichtet, 3000 Menschen verletzt und 150 verschleppt wurden, herrscht im Nahen Osten ein neuer Krieg.

Israel reagiert mit ganzer Härte. Schläge auf Hamas-Ziele im dicht besiedelten Gazastreifen kommen von allen Seiten: aus der Luft, vom Meer und vom Boden. Am Donnerstag ist die Zahl der getöteten Palästinenser auf mindestens 1417 gestiegen. Mehr als 6200 Menschen seien verletzt worden, teilt das Gesundheitsministerium in Gaza mit. Die Grundversorgung ist gekappt, die Grenzen abgeriegelt, und Zivilisten sind auf der Flucht (siehe unten).

Israel ist fest entschlossen, die ganze Hamas-Spitze auszuschalten. „Bis zu (Hamas-Chef Jihia) al-Sinwar“, kündigt Armeesprecher Richard Hecht an. Der Vorwurf: Die ganze politische Führung habe von den Anschlagsplänen gewusst. Während Israels Führung davon komplett überrumpelt wurde. Erstmals übernimmt dafür nun ein Minister der Regierung Benjamin Netanjahus Mitverantwortung. „Wir sind die Regierung zu dem Zeitpunkt, als es passiert ist. Wir sind verantwortlich“, sagt Bildungsminister Joav Kisch. Auch die Armee sei verantwortlich.

Israels Parlament hat derweil die Bildung einer Notstandsregierung von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu und Oppositionspolitiker Benny Gantz gebilligt. Oppositionsführer Jair Lapid hatte am Donnerstagabend erklärt, er werde der Notstandsregierung nicht beitreten, seine Partei unterstütze dennoch den Krieg gegen die Hamas als solchen.

Für Israel ist der barbarische Angriff ein Schlag mitten ins Herz. Seit dem Holocaust sind nicht mehr so viele Juden an einem Tag getötet wurden wie am vergangenen Samstag. Der Schock sitzt tief. Israel ist so entschlossen, dass es auch Bodentruppen in den Gazastreifen entsenden würde. „Wir bereiten uns auf ein Bodenmanöver vor, falls dieses von der politischen Führung entschieden wird“, kündigt Armeesprecher Hecht an. Konkret sei noch nichts. Schon 300 000 Reservisten hat Israel für den Krieg gegen die Hamas mobilisiert.

Sollte eine Bodenoffensive kommen, erwartet Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) eine weitere Eskalation der Lage. Gleichzeitig betont er: „Es ist ein klassischer Abwehrkampf.“ Inwieweit Israel dabei Unterstützung aus Deutschland erwarten kann, wird diskutiert.

In der Union gibt es dazu eine klare Haltung. „Wenn Israel um militärische Unterstützung bittet, muss die Antwort klar sein, dass wir ohne zu zögern unterstützen, wenn wir die angefragten Fähigkeiten oder eben die Munition haben“, sagt CDU-Sicherheitspolitiker Roderich Kiesewetter unserer Zeitung. Wichtig sei, dass die Unterstützung für die Ukraine nicht beeinträchtigt werde.

Bei Bedarf sollten „wir Israel auch mit deutschen Sicherheitskräften unterstützen“, sagt Kiesewetter weiter. Dazu würden nicht nur Kräfte der Bundeswehr inklusive Kommando Spezialkräfte (KSK) zählen, sondern beispielsweise auch von der Anti-Terror-Einheit GSG 9. Allerdings würde „Israel über wesentlich professionellere militärische Fähigkeiten“ verfügen, weswegen Deutschland mit Kampfflugzeugen, Munition, der Marine oder Sanitätsdienst unterstützen könnte.

An Dienstag hat Deutschland bereits zwei geleaste Kampfdrohnen an Israel zurückgegeben. In den vergangenen Jahren wurde außerdem Israels Marine mit Schiffen aus Deutschland ausgerüstet.

Währenddessen tut sich ein weiterer Kriegsschauplatz auf. Laut syrischen Staatsmedien griff Israel die Flughäfen in Damaskus und Aleppo an. Israel schweigt dazu. Die Angriffe sind wohl auch eine Vergeltung für die jüngsten syrischen Raketen auf israelische Stellungen – nach dem Hamas-Terror.  (mit dpa)

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