Der Rückzug der Münchner Bürgermeisterin Katrin Habenschaden aus dem Polit-Geschäft hatte sich nicht angekündigt. Selbst ihre eigene Partei war überrascht von ihrem Schritt. Habenschaden galt als Hoffnungsträgerin der Grünen. Als besonnene Politikerin, die auch bürgerliche Wählerschichten ansprach. Sie hätte 2026 realistische Chancen auf das Oberbürgermeisteramt gehabt. Bis Ministerpräsident Markus Söder (CSU) ankündigte, die Altersgrenze für kommunale Wahlämter zu kippen, und damit OB Dieter Reiter (SPD) den Weg für eine erneute Kandidatur ebnete. Das hat Habenschadens Ausgangsposition massiv verschlechtert und sie spürbar frustriert.
Gewiss hat dies bei ihrer Entscheidung, zur Deutschen Bahn zu wechseln, eine Rolle gespielt. Finanziell verschlechtern wird sie sich dort auch nicht. Man muss Habenschaden aber auch glauben, dass sie vom öffentlichen Druck des Amtes und von politischen Anfeindungen zerrieben wurde. Immer mehr wandelt sich unsere demokratische Streitkultur zu einer Kultur der Schreihälse. Das Netz befördert die Verrohung der Sitten. Da ist es legitim, dem Polit-Zirkus den Rücken zu kehren.
Die Münchner Grünen müssen sich nun neu sortieren und einen anderen OB-Kandidaten suchen. Das wird nicht einfach. Für den designierten Bürgermeister Dominik Krause, der dem linken Parteiflügel angehört, wären die Fußstapfen Habenschadens jedenfalls groß.
Klaus.Vick@ovb.net