Tel Aviv/Gaza – Im dicht besiedelten Gazastreifen hat sich die humanitäre Lage angesichts massiver israelischer Luftangriffe als Reaktion auf die Hamas-Gräuel extrem verschärft. Die Schläge kämen aus der Luft, vom Meer und vom Boden, berichtete das UN-Nothilfebüro (OCHA) am Donnerstag. Bisher seien fast 340 000 Menschen aus ihren Wohnungen geflüchtet.
Im Gazastreifen leben mehr als zwei Millionen Menschen. Eine Bodenoffensive der israelischen Armee, die nach der Bildung einer Notstandsregierung möglicherweise bevorsteht, würde die humanitäre Katastrophe noch mal verschärfen. Israel aber verbat sich angesichts des blutigen Hamas-Überfalls „Moralpredigten“.
Energieminister Israel Katz knüpfte die Wiederaufnahme der seit Tagen unterbrochenen Grundversorgung der Zivilbevölkerung im Gazastreifen an die Freilassung der israelischen Geiseln durch die Hamas. „Kein Stromschalter wird umgelegt, kein Wasserhahn geöffnet und kein Treibstofflaster fährt rein, bis die israelischen Geiseln nach Hause zurückgekehrt sind“, verkündete Katz in sozialen Netzwerken. Humanitäre Gesten werde es nur im Gegenzug für humanitäre Gesten geben. „Und dass uns keiner Moral predigt“, schrieb Katz. Die Armee verwies zudem darauf, dass die Hamas die Übergänge in das Küstengebiet selbst zerstört habe. Ägypten schloss wegen des israelischen Beschusses kurz darauf seinen einzigen Grenzübergang zum Gazastreifen, betonte aber, ihn wieder öffnen zu wollen.
Flüchtende Menschen haben nach OCHA-Angaben kaum sichere Zufluchtsorte. Wegen der Abriegelung könnten sie sich nur auf dem kleinen, nur 40 Kilometer langen und zwischen sechs und zwölf Kilometer breiten Territorium bewegen. Sie fliehen OCHA zufolge vor den Angriffen in andere Viertel zu Verwandten, Freunden oder in Schulen des UN-Hilfswerks für Palästinensische Flüchtlinge im Nahen Osten, wo sie zu Tausenden auf engstem Raum leben. Nach Quadratkilometern ist der Gazastreifen nur etwas größer als München.