Zu Putins Reisen

Machtpoker im Schatten des Krieges

von Redaktion

VON LEONIE HUDELMAIER

Während der Nahe Osten in Flammen steht, scheint einer es zu genießen, im Schatten der Gräuel frei agieren zu können. Erstmals seit diesem Jahr, erstmals seit dem Haftbefehl des Internationalen Strafgerichtshofs wagt sich Wladimir Putin aus Russland. Raus aus den schützenden Mauern des Kremls, weg vom menschlichen Schutzschild – seine eigene Armee.

Dass Putin gerade noch durch die Ex-Sowjetrepublik Kirgisistan tourte und kommende Woche in Peking erwartet wird, zeigt: Ihm kommt der neue Krieg gelegen. Er lenkt von seinem Einmarsch in der Ukraine ab. Schnell geht da unter, dass dort erneut Zivilisten bei russischen Angriffen starben und verletzt wurden. Dass russische Kriegsgegner noch immer um ihr Leben fürchten müssen. Oder dass der Anwalt des 2020 vergifteten Kreml-Kritikers Alexej Nawalny festgenommen wurde.

Umso wichtiger ist es jetzt, dass der Westen geschlossener auftritt. Dafür müssen die USA ihr Chaos im Parlament in den Griff kriegen, um weitere Ukraine-Hilfen genehmigen zu können. Nachdem sich das EU-Mitglied Slowakei durch die neue Regierung dem prorussischen Kurs Ungarns angleicht, muss auch die EU einen einheitlichen Ton finden. Sonst macht sich Putin diese Destabilisierung zunutze und baut seine Macht weiter aus. Schon jetzt will sich der Kriegstreiber als Vermittler im Nahost-Krieg anbiedern. Blanker Hohn.

Leonie.Hudelmaier@ovb.net

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