Wenn Joe Biden heute im Nahen Osten eintrifft, kommt er mit einer heiklen Mission, die aus zwei Kernaufgaben besteht. Zum einen dem Bündnispartner Israel klarzumachen, dass die Solidaritätsbeteuerungen weiter Geltung haben, auch wenn Washington damit begonnen hat, auf Israels militärische Planung Einfluss zu nehmen. Zum anderen wird der US-Präsident alles daransetzen, den Konflikt nicht zum Mehrfrontenkrieg eskalieren zu lassen.
Biden will ein Jahr vor den Wahlen US-Truppen keinen Gefahren aussetzen. Noch hat sich das Weiße Haus nicht geäußert, unter welchen Umständen man militärisch am Boden eingreifen würde. Doch Israel sollte seine Hoffnungen nicht hoch hängen: Die Wahlen 2024 sind für Biden der alles bestimmende Faktor.
Der Krieg zwischen Israel und der Hamas droht zudem in der öffentlichen Wahrnehmung die berechenbare Wende zu nehmen: Die Schreckensbilder der Gräueltaten der Palästinenser verblassen langsam, stattdessen rücken die angeblichen Menschenrechtsverletzungen Israels in den Vordergrund. Es wäre wichtig, wenn Biden heute betonen würde, was gerne vergessen wird: Die Hamas ermordet vorzugsweise Zivilisten, während Israel stets versucht hat, diese zu schonen. Nun einen Krieg zu erwarten, bei dem tatsächlich nur Extremisten und ihre Unterstützer zu Schaden kommen, ist angesichts historischer Erfahrungen leider realitätsfern.
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