Explosion an einer Klinik in Gaza

Die Angst vor der Kettenreaktion

von Redaktion

VON MARCUS MÄCKLER

Erst Scholz, dann Biden. Dass die zwei Anführer der wichtigsten westlichen Verbündeten Israels gerade jetzt in Jerusalem waren, zeigt, wie ernst man hier wie dort die Gefahr eines großen regionalen Konflikts (mit globalen Folgen) nimmt. Die Besuche, heißt es, dienten mitunter dem kurzfristigen Ziel, die Bodenoffensive Israels in Gaza hinauszuzögern, Emotionen runterzukühlen. Doch Zweifel daran, ob der Westen überhaupt lenkenden Einfluss auf die Ereignisse hat, sind sicher nicht kleiner geworden.

Es ist jedenfalls kein gutes Zeichen, wenn Jordanien einen Gipfel mit den Präsidenten Biden, al-Sisi und Abbas absagt, ausgerechnet jetzt, da regionaler Dialog so wichtig wäre. Stattdessen wächst die Sorge, dass sich die Dinge verselbstständigen, dass ein Ereignis eine Kettenreaktion auslöst. Die schreckliche Explosion an einem Krankenhaus in Gaza wäre dazu geeignet gewesen. Auch wenn die Indizien auf eine verirrte Islamisten-Rakete deuten, hatten viele Akteure in der Region ihr Urteil schnell gefällt und Israel – dessen Armee, anders als die Hamas-Verbrecher, Zivilisten zu schützen versucht – verdammt. Die bis nach Europa ausgreifende antijüdische Dynamik ist beängstigend groß.

In dieser Situation zeigt sich übrigens gut, wer zu löschen versucht – und wer zündelt. Während Scholz und Biden auch persönliche Risiken eingehen, erteilt der Kreml aus der Ferne giftige Ratschläge und fordert, Israel müsse seine Unschuld an der Klinik-Katastrophe beweisen. Das aus dem Land, das in Syrien und der Ukraine (Mariupol) kaltblütig Kliniken niederbombte. Moskau nutzt selbst diese traurige Gelegenheit, um Zwietracht zu säen. So zynisch es klingt: Das Nahost-Chaos ist für den Kreml ein Geschenk.

Marcus.Maeckler@ovb.net

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