Die Hilfe rollt an – die Hisbollah droht

von Redaktion

VON W. HAUSKRECHT, dpa, afp

Tel Aviv/Gaza – Israels Generalstabschef Herzi Halevi äußerte sich am Sonntag entschlossen. „Wir werden den Gazastreifen für eine operative, professionelle Mission betreten: um die Hamas-Aktivisten und die Infrastruktur der Hamas zu eliminieren.“ Die Bodenoffensive ist also nur eine Frage der Zeit. Israel hatte angekündigt, seine Luftangriffe ab sofort zu verstärken, um den Druck auf die Hamas zu erhöhen. Am Wochenende gab es auch Bombardements auf das Westjordanland. Ziel dort war die Al-Ansar-Moschee. In der Moschee habe sich ein unterirdischer „Terrorkomplex“ der Hamas und des Islamischen Dschihad befunden, hieß es von Seiten Israels.

Die humanitäre Lage im Gazastreifen wird täglich schlimmer. Nach Angaben von Hilfsorganisationen verbreiten sich Windpocken, Krätze und Durchfallerkrankungen, vor allem, weil es an sauberem Trinkwasser fehlt. Die Hilfslieferungen kommen nur in kleinen Schritten voran. Am Sonntag fuhr ein zweiter Konvoi aus 17 Lastwagen von Ägypten aus in den Transitbereich der Grenze zum Gazastreifen, an Bord Arzneimittel, Essen und andere Hilfsgüter. Weitere 155 Lastwagen mit etwa 3000 Tonnen Gütern warten nach wie vor auf Durchfahrt. Am Samstag hatte die Lieferung von Hilfsgütern mit 20 Lastern begonnen. Die Mengen sind bisher aber viel zu gering für die rund zwei Millionen Menschen im Gazastreifen. Die UN gehen davon aus, dass es täglich rund 100 Lastwagenladungen bräuchte.

An der Grenze zum Libanon will Israel 14 weitere Gemeinden evakuieren. Hintergrund sind die Kämpfe mit der vom Iran unterstützten Schiitenmiliz Hisbollah. Der zweite Mann an deren Spitze, Naim Kassim, drohte Israel mit noch mehr Angriffen. „Wir können nichts garantieren“, sagte er. Die Hisbollah kämpfe an der Grenze zu Israel für die Palästinenser.

Der sowohl die Hisbollah als auch die Hamas unterstützende Iran warnte seinerseits Israel und die USA davor, dass die Lage im Nahen Osten außer Kontrolle geraten könnte. Die gesamte Region sei derzeit „wie ein Pulverfass“, sagte Außenminister Hossein Amir-Abdollahian.

US-Außenminister Antony Blinken betonte, Israel habe, nach allem, was er von den Israelis gehört habe, „absolut nicht die Absicht“, den Gazastreifen selbst zu regieren. Es könne nach dem Krieg aber auch keine Rückkehr zum Status quo mit einer ständigen Bedrohung Israels geben. Es müsse eine Lösung gefunden werden, die sicherstelle, dass die Hamas eine derartige Attacke auf Israel nicht wiederholen könne. „Es gibt verschiedene Ideen, was folgen könnte“, sagte Blinken.

Die frei gekommenen Geiseln Natalie und Judith Raanan, die auch einen US-Pass haben, telefonierten am Samstag mit US-Präsident Joe Biden. Biden reagierte nach Angaben des Weißen Hauses „überglücklich, dass sie bald mit ihrer Familie wiedervereint sind“. Die USA würden nicht nachlassen, bis alle US-Geisen zu Hause seien.

Ein Vermittler ist Katar. Das Golfemirat wies Vorwürfe zurück, Katar finanziere die Hamas. Laut Madschid al-Ansari, Sprecher des Außenministeriums, werde die katarische Hilfe für den Gazastreifen mit Israel, der UNO und den USA koordiniert. Hinsichtlich weiterer Freilassungen zeigte er sich optimistisch. „Wir arbeiten an einer Vereinbarung, nach der alle zivilen Geiseln freigelassen werden sollen.“

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