Stichwahl in Argentinien

von Redaktion

Populistischer Klimaskeptiker Milei erzwingt zweiten Wahlgang

Buenos Aires – Entgegen aller Prognosen hat Regierungskandidat Sergio Massa die erste Runde der Präsidentenwahl in Argentinien überraschend gewonnen. Der Wirtschaftsminister von der linken „Unión por la Patria“ (Union für das Vaterland) kam auf 36,68 Prozent der Stimmen, wie das Wahlamt gestern nach Auszählung fast aller Stimmen mitteilte. Auf dem zweiten Platz landete mit 29,98 Prozent der libertäre Populist Javier Milei von der Partei „La Libertad Avanza“ (Die Freiheit schreitet voran), der zuvor als klarer Favorit gegolten hatte.

Massa und Milei treten demnach am 19. November in einer Stichwahl gegeneinander an. Der künftige Präsident wird am 10. Dezember vereidigt.

„Am 19. November müssen wir uns entscheiden, ob wir ein Land aufbauen, das alle mit einbezieht, oder ein Land, in dem jeder sich nur um sich selbst kümmert“, schrieb Massa nach seinem Wahlsieg auf der Nachrichtenplattform X, ehemals Twitter. „Ich bin für jeden da, unabhängig von seinen Überzeugungen, seiner Religion oder seinem sozialen Hintergrund.“

Nach seinem Sieg bei den Vorwahlen galt Milei als Favorit in der ersten Wahlrunde. Der selbst ernannte „Anarchokapitalist“ will den US-Dollar als Zahlungsmittel einführen, die Zentralbank und viele Ministerien abschaffen und die Sozialausgaben radikal kürzen. Das kommt vor allem bei jungen Leuten gut an, die oft nur ein Leben im ständigen Krisenmodus kennen. Die zweitgrößte Volkswirtschaft Südamerikas steckt in einer tiefen Wirtschaftskrise: Die Inflationsrate liegt bei 138 Prozent, rund 40 Prozent der Menschen in dem einst reichen Land leben unter der Armutsgrenze.

Artikel 4 von 11