Tel Aviv/Gaza – Die US-Regierung macht einem Bericht zufolge Druck auf Israel, mit der Bodenoffensive gegen die islamistische Hamas noch abzuwarten. Laut „New York Times“ hofft Washington, so mehr Zeit für Verhandlungen zur Freilassung der gut 200 Geiseln in den Händen der Hamas zu bekommen. Außerdem sollen weitere zivile Opfer vermieden werden und mehr Hilfsgüter den Gazastreifen erreichen.
Das Weiße Haus erklärte dazu, natürlich spreche man mit Israel über Dinge auf dem Schlachtfeld. Das letzte Wort hätten aber das Militär und die politische Führung des Landes. Die „New York Times“ berichtet, die USA wollten durch ein Hinauszögern auch Zeit gewinnen, um sich für Angriffe proiranischer Gruppen auf US-Ziele in der Region vorzubereiten.
Die radikalislamische Hamas hat indes zwei weitere Geiseln freigelassen, wie das Internationale Komitee des Roten Kreuzes bestätigte. Man habe die Befreiung unterstützt und die Frauen am Montagabend aus dem Palästinensergebiet gebracht, sagte ein Sprecher. Es handelt sich demnach um zwei ältere Frauen, die aus der Ortschaft Nir Oz im Grenzgebiet zum Gazastreifen entführt wurden. Ihre Ehemänner seien weiterhin in Hamas-Gefangenschaft. Alle vier seien zwischen 80 und 85 Jahre alt. Laut „CNN“ wurde die Freilassung von Ägypten und Katar vermittelt.
Bei Luftangriffen hat das israelische Militär eigenen Angeben zufolge mehr als 320 Ziele attackiert. Darunter seien Tunnel der Hamas sowie dutzende Kommandozentren und Überwachungsposten gewesen. Laut dem von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministerium in Gaza kamen bei den Angriffen bisher mehr als 5000 Menschen ums Leben, 15 000 wurden verletzt. Laut dem UN-Palästinenserhilfswerk UNRWA wurden zudem mindestens 29 UN-Mitarbeiter getötet.
Israel hatte die Bevölkerung aufgefordert, den Norden des Gazastreifens in Richtung Süden zu verlassen. Auch Krankenhäuser sollen evakuiert werden. Die Weltgesundheitsorganisation mahnte einmal mehr, dass das „fast unmöglich sei“. „Es gibt dort Patienten, die einfach nicht bewegt werden können, viele werden beatmet, es gibt Neugeborene in Brutkästen, Menschen in instabilem Zustand, und es ist sehr schwierig, sie zu transportieren“, sagte WHO-Sprecher Tarik Jaarevic der BBC:
Zwar begann die dritte Hilfslieferung von Ägypten über die Grenze nach Gaza. Die Mengen sind aber weiter sehr gering mit Blick auf den Bedarf im Gazastreifen, wo mehr als zwei Millionen Menschen leben. Ein dritter Konvoi aus 40 Lastwagen machte sich auf den Weg, wie der Ägyptische Rote Halbmond mitteilte. Laut dem WHO-Sprecher wurden bislang vier Lastwagen mit chirurgischem und Verbandsmaterial sowie Medikamenten nach Gaza gebracht. „Aber das reicht bei Weitem nicht aus.“
Angespannt ist die Lage auch an der israelischen Nordgrenze und im Westjordanland. Israels Armee vereitelte nach eigenen Angaben einen Raketenabschuss aus dem Libanon. Das Auswärtige Amt rief Deutsche im Libanon erneut dazu auf auszureisen.
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron will indes bei seinem heutigen Besuch in Israel auch die Gründung eines Palästinenserstaates ansprechen. Das setze ein Ende der „Siedlungsaktivitäten“ Israels im Westjordanland voraus, teilte der Elysée mit.