Vergessene Kämpfe in der Ukraine

Der Nahost-Krieg spielt Putin in die Karten

von Redaktion

VON KATHRIN BRAUN

Europa gibt kein gutes Bild ab. Der Krieg in Nahost spaltet die Länder: Sie schaffen es nicht, sich bei der Frage nach einer humanitären Feuerpause auf eine Position zu einigen – und streiten um die Rückendeckung für Israel. Davon profitiert nicht nur die Hamas, sondern auch ein Brandstifter wie Wladimir Putin, dem das Chaos besonders in die Karten spielt. Die blutigen Kämpfe bei Awdijiwka sorgen seit Wochen für zahlreiche Verluste, die Gegenoffensive Kiews kommt schleppend voran, und im Winter dürfte Moskau wieder auf die Infrastruktur der Ukraine zielen. Doch all das findet kaum Beachtung.

Während der Westen an der Suche nach einem gemeinsamen Kurs scheitert, wird der Krieg in der Ukraine langsam aus der öffentlichen Wahrnehmung verdrängt. Es ist nicht das erste Mal. Viele Ukrainer dürften sich nun an das Minsker Friedensabkommen erinnern, bei dem 2015 Russland und die Ukraine mit Frankreich und Deutschland einen Waffenstillstand im Donbass vereinbarten. Der Vertrag geriet im Schatten der Flüchtlingskrise in Vergessenheit. Der Krieg ging sanktionslos weiter. Putin bereitete ungehindert die große Invasion vor, indem er seine Macht auf der Krim sowie in der Ostukraine festigte. Das darf sich nicht wiederholen. Kiew hat Recht, wenn es mehr als 600 Tage nach der Invasion eine Kriegsmüdigkeit seiner Unterstützer beklagt. Die EU muss die Herausforderungen beider Kriege auf sich nehmen, Terroristen und Tyrannen an allen Fronten entgegentreten – aber das geht nur, wenn sie Einigkeit zeigt.

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