Moskau/Kiew – Russland hat mit der Rekrutierung von Frauen für Kampfeinsätze in seinem Krieg gegen die Ukraine begonnen. In der dem russischen Verteidigungsministerium unterstehenden Söldnereinheit „Redut“ würden Scharfschützinnen und Bedienerinnen von Drohnen angeworben, schrieb das unabhängige Internetportal „istories“. Bislang wurden Frauen im russischen Militär nur als Sanitäterinnen und in der Küche eingesetzt.
Den Soldatinnen wird ein Halbjahresvertrag mit einem Monatsgehalt von umgerechnet etwa 2200 Euro angeboten. Bei einer Verletzung gibt es 30 000 Euro Prämie, bei Tod sollen den Hinterbliebenen rund 50 000 Euro ausgezahlt werden. Entsprechende Anzeigen tauchten demnach im russischen Sozialen Netzwerk „Wkontakte“ auf. Anfängerinnen würden innerhalb eines Monats an der Waffe ausgebildet.
Wegen der unerwartet hohen Ausfälle in seiner Armee hat Russlands Präsident Wladimir Putin im vergangenen Herbst die Mobilmachung von offiziell 300 000 Reservisten verkündet. Experten gehen davon aus, dass der Kreml angesichts der im Frühjahr 2024 geplanten Präsidentenwahl eine weitere Mobilmachung bis dahin vermeiden will und daher verstärkt Freiwillige anwirbt.
Besonders hart sind aktuell die Kämpfe um Awdijiwka und Marjinka nahe der ostukrainischen Großstadt Donezk. Um die Kleinstadt Awdijiwka wird seit Monaten gekämpft. Laut dem Generalstab der ukrainischen Streitkräfte stünde das Stadtzentrum und die einzige Versorgungsroute nach Awdijiwka rund um die Uhr unter Beschuss. Das erschwere Evakuierungen und Hilfslieferungen, sagte der Leiter der Militärverwaltung der Stadt, Witali Barabasch, dem US-finanzierten Sender Radio Liberty. „Jede Bewegung ist ein Signal, das Feuer zu eröffnen.“ Rund 1600 Menschen lebten noch in der Stadt. Vor dem Krieg waren es rund 30 000. Awdijiwka ist mittlerweile zum Symbol des ukrainischen Widerstands geworden.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj wirbt derweil weiter für die Unterstützung seines Landes. Kiew befürchtet, dass die Hilfe für die Ukraine wegen des Nahost-Konflikts nachlassen könnte. Die „Krim-Plattform“, eine diplomatische Initiative Kiews, sollte gestern Aufmerksamkeit auf die Lage auf der Krim lenken. Abgeordnete aus mehr als 50 Staaten haben in Prag an dem Treffen teilgenommen. Selenskyj sagte, je mehr Länder an der Seite der Ukraine stünden, desto eher könne die russische Aggression beendet werden. Er rief die Parlamentarier auf, zusätzliche Maßnahmen gegen die Umgehung der westlichen Sanktionen gegen Russland zu ergreifen und gegen russische Propaganda vorzugehen.
Der Präsident hob zudem erfolgreiche ukrainische Drohnen- und Raketenangriffe auf russische Stützpunkte auf der Halbinsel Krim hervor, wodurch die russische Flotte „schrittweise von der Krim flieht“. Dabei erwähnte Selenskyj russische Pläne für eine neue Flottenbasis in der von Georgien abtrünnigen Region Abchasien an der Ostküste des Schwarzen Meeres. „Wir werden sie auch dort erreichen“, drohte er.