Das Chaos hat ihn an die Macht gespült, vielleicht spült es ihn bald schon wieder fort. Dass es dem neuen Vorsitzenden des US-Repräsentantenhauses, Mike Johnson, besser ergehen wird als seinem Vorgänger McCarthy, den die eigenen Partei-Radikalen aus dem Amt schubsten, darf man bezweifeln. Dagegen spricht der Zustand der republikanischen Partei, in der sich die Spannung zwischen Konservativen und Trump-treuen Rechts-Ideologen zu einem gefährlichen Dauerzustand entwickelt hat. Es würde nicht überraschen, wenn Johnson, eher ein Verzweiflungs- als ein Kompromisskandidat, schon bald zerrieben würde.
Vorerst aber hat das Trump-Lager mit Johnsons Wahl einen Erfolg zu verbuchen. Den Preis dafür hat das ganze Land gezahlt. Für ihre internen Kämpfe haben die Republikaner das Parlament faktisch handlungsunfähig gemacht und so wichtige Entscheidungen – etwa weitere Hilfen für die Ukraine – hinausgezögert. Mit anderen Worten: Sie haben massiv gegen nationale und auch internationale Interessen gearbeitet. Man kann sich in etwa ausmalen, was es bedeuten würde, wenn die Truppe die Wahlen im nächsten Jahr gewänne, vielleicht sogar mit Trump als Kandidat. Die USA, die angesichts vieler globaler Kriege und Krisen zwangsläufig wieder zum Fixpunkt und stabilisierenden Faktor geworden sind, würden buchstäblich vom Chaos regiert. Mit unabsehbaren Folgen für die Welt. In ihrem jetzigen Zustand sind die Republikaner eine Gefahr – nicht nur für die USA.
Marcus.Maeckler@ovb.net