München – Wenn es wie so oft rummst und schabt in der Dauerbaustelle Maximilianeum, witzeln die Politiker gern: Ob da gerade ein Bagger anrolle, oder ob es wieder nur Fabian Mehring sei, der mit den Füßen scharrt. Kein Abgeordneter der beiden Regierungsfraktionen gilt als so ehrgeizig wie der 34-jährige Schwabe. Einige nannten ihn schon den „jungen Söder“. Das Spiel mit den Medien, das Zuspitzen auf prägnante Botschaften, das Strippenziehen. Beherrscht er alles. In der Flugblatt-Affäre war er der fleißigste Verteidiger von Hubert Aiwanger.
Nun wird Mehring belohnt – und Digitalminister. Es sei „das Zukunftsministerium schlechthin“, das sich die Freien Wähler da gesichert hätten, findet Fraktionschef Florian Streibl, der bei den Verhandlungen eine entscheidende Rolle gespielt hatte. Mehring, übrigens frisch verheiratet, kann hier nun seinen Tatendrang ausleben und den Freien Wählern bei der jüngeren Generation Gehör verschaffen.
Wobei die CSU lustvoll darauf hinweist, dass man Mehring nur ein Mini-Ministerium überlasse. Schon bisher, unter Ministerin Judith Gerlach, krankte das Ressort an Unzuständigkeit. Kaum etwas kann das Haus allein entscheiden. Die nachgeordneten Ämter für Digitalisierung und die Rechenzentren unterstehen dem Finanzressort, das Digitale in der Sicherheitspolitik verantwortet das Innenressort, den Mobilfunkausbau das Wirtschaftsministerium. Söder merkt vielsagend an, der Jung-Minister werde sich mit den zuständigen Kollegen sicher „gut zusammenfinden“. Hubert Aiwanger dagegen sagt, er wolle „den CSU-Ministern nicht zu nahe treten“ – aber bei Bürokratieabbau und Bürgerbeteiligung gebe es mithilfe der Digitalisierung noch sehr viel zu erreichen. Für Gerlach ist das kein nettes Zeugnis.
Es wird also nicht leicht für Mehring zwischen den Fronten. Aber gewinnend, hartnäckig und zielstrebig kann er sein. Schon als Student war der promovierte Politikwissenschaftler im Landtag tätig. Als Abgeordneter wurde er mit 29 Jahren gleich Parlamentarischer Geschäftsführer seiner Fraktion. Vor einer eigenen Meinung schreckt er nicht zurück: Bei Corona vertrat er anfangs die sehr vorsichtige Linie – und bildete damit den klaren Gegenpol zu Aiwanger.
Ob das reicht fürs schwierige Digitalressort? Auch die ebenfalls erst 37-jährige Gerlach hatte sich sehr ins Zeug gelegt. Sie scheiterte letztlich am Zuschnitt der Hauses, ihre Karriere ist aber nicht beendet. Söder sichert ihr indirekt einen anderen Posten zu. Gesundheit? Oder Justiz?
Den Zuschnitt übrigens hat die CSU für Mehring nicht verbessert. Noch bitterer: Die Zuständigkeit für Film mit all den schönen Preisverleihungen nimmt Söder dem Haus auch noch, holt es in sein eigenes Haus. Rote Teppiche mit Stars und Sternchen sind künftig auch ganz offiziell Chefsache: „Die großen Dramen, das macht dann doch die Staatskanzlei.“ mik/cd