VON GEORG ANASTASIADIS
„Wir müssen uns wieder an den Gedanken gewöhnen, dass die Gefahr eines Krieges in Europa drohen könnte. Und das heißt: Wir müssen kriegstüchtig werden“: Solche Worte aus dem Mund eines Bundesverteidigungsministers haben die Deutschen lange nicht mehr gehört. Entsprechend aufgeschreckt, ja verängstigt reagieren nun viele Bürger. Dabei hat Boris Pistorius nur an ein Jahrtausende altes lateinisches Sprichwort erinnert, das nach dem Ende der Blockkonfrontation in Europa vorübergehend in Vergessenheit geriet: Si vis pacem, para bellum – wenn du den Frieden willst, bereite den Krieg vor.
Ausgeprägt ist gerade in Deutschland, wo die Kriegsfurie einst besonders heftig wütete, die Neigung, nach der pathetisch ausgerufenen „Zeitenwende“ möglichst rasch wieder zur Tagesordnung überzugehen und sein Heil nicht in der Abschreckung, sondern in einem naiven Pazifismus a là Sahra Wagenknecht zu suchen. Kühl wurden jüngst die Finanzwünsche des Verteidigungsministers im Kabinett abgebügelt. Statt der erhofften zehn Milliarden erhielt er nur 1,7. Doch Putins brutaler Überfall auf die Ukraine und der von den Hamas-Terroristen entfesselte Krieg in Nahost zeigen: Die alte Weltordnung ist mitsamt der „Pax Americana“ zusammengebrochen, die Welt ist zu einem gefährlicheren Ort geworden. Der Diktator Putin kann, so wie er jetzt in Russland die Wut auf die Juden schürt, jederzeit auch im Baltikum und auf dem Balkan zündeln, wenn er die Ohnmacht des Westens riechen kann.
Seien wir ehrlich: Dass sich in Palästina und Israel (noch) kein Flächenbrand unter Beteiligung vieler arabischer Länder entzündet hat, ist nicht den leeren Worten der (erneut zerstrittenen) Europäer zu verdanken – sondern den beiden Flugzeugträgern, die US-Präsident Biden ins östliche Mittelmeer entsandte, um Iran und seine Terrorbrigaden vom Kriegseintritt abzuschrecken. Wenn in den USA die Isolationisten um Trump die Macht zurückerobern, ist Amerikas Schutzversprechen für Europa und Deutschland nichts mehr wert. Es ist gut, dass Pistorius darauf hingewiesen hat.
Georg.Anastasiadis@ovb.net