Tel Aviv – Die Deutsche Shani Louk wollte wie Tausende andere junge Menschen beim Supernova-Festival im Süden Israels feiern und tanzen. Doch das Fest endete am 7. Oktober in einem Blutbad, als Hamas-Terroristen aus dem Gazastreifen Israel überfielen. Mindestens 260 Menschen wurden auf der Party in der Negev-Wüste getötet – darunter auch Shani Louk. Über den Tod der jungen Frau informierte die israelische Armee die Familie in der Nacht zum Montag, wie die Mutter Ricarda Louk sagte. Die Familie dachte bisher, Shani sei in den Gazastreifen verschleppt worden.
Bundeskanzler Olaf Scholz zeigt sich entsetzt über die Nachricht der Ermordung der Deutsch-Israelin. „Für mich ist diese Nachricht eine, die furchtbar ist“, sagte er. „Das zeigt die ganze Barbarei, die hinter der Hamas steckt. Deshalb muss die Hamas dafür auch zur Rechenschaft gezogen werden.“ Israel habe das Recht, sich gegen die Hamas zur Wehr zu setzen. Für den Mord gebe es überhaupt keine Rechtfertigung.
Shanis Mutter sagte gestern, die Nachricht sei schrecklich, aber es sei gut, nun Gewissheit zu haben. „Wenigstens hat sie nicht gelitten.“ Mit zahlreichen Interviews in internationalen Medien hatte sich Ricarda Louk in den vergangenen Wochen für die Freilassung ihrer Tochter und der anderen Geiseln eingesetzt. Die Leiche ihrer Tochter sei bislang zwar nicht gefunden worden, so die Mutter weiter. Man habe aber einen Splitter eines Schädelknochens gefunden und damit eine DNA-Probe gemacht. Wenn man an diesem inneren Schädelknochen verletzt sei, könne man nicht mehr leben. Das erforderliche DNA-Vergleichsmaterial hätten die Eltern den Behörden schon vor längerer Zeit zur Verfügung gestellt.
Zu Aussagen des israelischen Präsidenten Izchak Herzog in der „Bild“-Zeitung, Shani Louk sei enthauptet worden, erklärte sein Sprecher auf Nachfrage: „Die Tatsache, dass ein erheblicher Teil ihres Schädels gefunden wurde, löste die Angst aus, dass sie geköpft wurde.“
Die Mutter geht davon aus, dass ihre Tochter bereits seit dem 7. Oktober tot ist – möglicherweise sei die 22-Jährige auf dem Supernova-Festival durch einen Schuss in den Schädel getötet worden. Bilder und Videos, die im Internet kursierten, zeigten damals den Körper der jungen Frau auf einem Pick-up der Angreifer. Unklar ist, ob die Terroristen die Leiche der Frau letztlich mit in den Gazastreifen genommen haben.
Ihre Familie hatte die junge Frau auf den Aufnahmen erkannt und sich schon kurz darauf mit der Bitte um Hilfe an die Öffentlichkeit gewandt. Zunächst war die Familie, von der ein Teil in Baden-Württemberg lebt, davon ausgegangen, dass die junge Frau bei dem Überfall schwer am Kopf verletzt wurde, aber am Leben war und sich im Gazastreifen befand. Diese Informationen hatte die Familie von einer „vertrauten Person im Gazastreifen“ erhalten.
Der Fall entsetzt auch deutsche Politiker. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) verurteilte den Mord an Shani Louk als „furchtbare“ Tat und „Barbarei“. „Die Grausamkeit der Mordtat an Ihrer Tochter entsetzt uns alle“, schrieb Bundespräsident Frank-Walter an Louks Mutter gerichtet.
C. SIMON/ST. JÄRKEL