Kupjansk/Riga – Wegen verstärkten russischen Beschusses hat das ostukrainische Gebiet Charkiw für mehrere Orte eine Zwangsevakuierung von Familien mit Kindern angeordnet. Davon seien 275 Kinder in sieben Ortschaften einschließlich der Stadt Kupjansk betroffen, teilte der Chef der Gebietsverwaltung, Oleh Synjehubow, gestern bei Telegram mit. Einer vorherigen Empfehlung waren bereits 89 Kinder und ihre Familien gefolgt und in sichere Regionen geflohen. Den Flüchtlingen wird Synjehubow zufolge eine Unterkunft gestellt und sie erhalten Unterstützung durch internationale Hilfsorganisationen.
Eine derartige Zwangsmaßnahme hatte es im Oktober auch in frontnahen Teilen des südukrainischen Gebiets Cherson entlang des Flusses Dnipro gegeben. Damals waren offiziellen Angaben zufolge rund 800 Kinder von der Maßnahme betroffen. Aktuell warnte jetzt der ukrainische Armeechef Walerij Saluschnyj vor einem zermürbenden Stellungskrieg. Ausweg sei nur ein Technologievorsprung.
Unterdessen hat Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) der Ukraine bei einem Besuch in Lettland weiter anhaltende Unterstützung zugesichert. „Wir stehen beide an der Seite des ukrainischen Volkes – und bei seinen Bemühungen, sich zu verteidigen, ist die Ukraine zu unterstützen. Russland darf seine Kriegsziele nicht erreichen“, sagte Lindner gestern nach einem Treffen mit seinem lettischen Kollegen Arvils Aseradens in Riga. Die Sicherheitslage in Europa habe sich nach dem „schrecklichen unprovozierten, völkerrechtswidrigen Angriff Russlands“ auf die Ukraine fundamental verändert. „In der Ukraine wird nicht nur die Ukraine selbst verteidigt, sondern die europäische Lebens- und Freiheitsordnung insgesamt“, sagte Lindner.