Nahost: Das sind die Brandherde

von Redaktion

Tel Aviv/Gaza – Es hört nicht auf. Extremistische Palästinenser im Gazastreifen haben erneut Raketen auf den Süden Israels abgefeuert. Es habe Alarm in der Wüstenstadt Beerscheva sowie in einem Kibbuz nahe dem Gazastreifen gegeben, teilte die Armee am Donnerstag mit. Zudem sei mehrfach Raketenalarm im Norden ausgelöst worden. Es war unklar, woher der dortige Beschuss kam. Laut Rettungsdienst gab es zunächst keine Berichte über Verletzte.

Allein in den ersten drei Wochen des Gaza-Krieges, der am 7. Oktober begann, sind nach israelischen Angaben mehr als 8000 Raketen aus dem Gazastreifen nach Israel abgefeuert worden. Die israelische Armee griff nach eigenen Angaben im selben Zeitraum mehr als 12 000 Ziele im Gazastreifen an. Allein am Donnerstag seien mehr als 130 Terroristen „eliminiert“ worden. Man habe die Stadt Gaza umstellt. Die Armee betont seit Kriegsbeginn stets, nur Hamas-Ziele anzugreifen. Allerdings lösen die hohe Zahl an zivilen Opfern in dem dicht besiedelten Küstengebiet international zunehmend Kritik aus.

US-Präsident Joe Biden hat sich für eine Unterbrechung der Kampfhandlungen zwischen Israel und der Hamas ausgesprochen. „Ich denke, wir brauchen eine Pause. Eine Pause bedeutet, Zeit zu geben, damit die Gefangenen rauskommen“, sagte Biden. Später erklärte das Weiße Haus, dass Biden mit „Gefangenen“ die von der Hamas verschleppten Geiseln meinte.

Auch im von Israel besetzten Westjordanland nimmt die Gewalt zu. Bei einem Anschlag ist nach israelischen Angaben ein Mann getötet worden. „Terroristen haben auf ein Auto geschossen“, teilte die Armee mit.

Doch das sind nicht die einzigen Brennpunkte, von denen weitere Eskalationsgefahr ausgeht. Die schiitischen Huthi-Rebellen im Jemen haben nach eigenen Angaben Gebiete in Israel angegriffen. Und im Libanon sitzt mit der Hisbollah ein Erzfeind Israels, der – wie die Huthi – vom Iran unterstützt wird.

Die Schiitenorganisation Hisbollah hat im Libanon eine Art Staat im Staat aufgebaut und ist deutlich mächtiger als Hamas. Ihr Ziel und Auftrag: Widerstand gegen Israel. Seit Beginn des Krieges kommt es auch an der israelisch-libanesischen Grenze immer wieder zu Beschuss, der auf beiden Seiten Todesopfer gefordert hat. Als Reaktion auf Beschuss aus dem Libanon griff Israels Armee eigenen Angaben zufolge auch am Donnerstagabend Hisbollah-Stellungen an. Dass es auch hier zu einem ausgewachsenen Krieg kommt, ist nicht auszuschließen. Denn die Hisbollah unterhält enge Verbindungen zur Hamas und hat sich klar an der Seite des „palästinensischen Widerstands“ positioniert. Ein Krieg würde das Land, gelähmt von einem Machtvakuum an der Staatsspitze und einer massiven Wirtschaftskrise, in eine noch tiefere Krise stürzen. Der bankrotte libanesische Staat fürchtet, in den Konflikt hineingezogen zu werden, den er sich in keiner Weise leisten kann – darunter würde vor allem das Volk leiden.

Israel hat derweil am Donnerstag Berichte über eine Abberufung seines Botschafters in Bahrain sowie des bahrainischen Botschafters in Israel zurückgewiesen. Ein Sprecher des Außenministeriums in Jerusalem teilte mit, es gebe „keine Mitteilung oder Entscheidung der Regierung in Bahrain und der israelischen Regierung, die Botschafter der Länder abzuberufen“. Die Beziehungen beider Länder seien stabil. Das bahrainische Parlament hatte zuvor mitgeteilt, der Golfstaat habe seinen Botschafter abberufen. Der israelische Botschafter habe zudem das Königreich verlassen. Alle Wirtschaftsbeziehungen mit Israel würden demnach eingestellt, hieß es.  hor/dpa/afp

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