Die US-Wirtschaft boomt, die Arbeitslosenquote ist niedrig: Wenn die alte US-Wahlkampf-Weisheit aus der Bill-Clinton-Ära noch gelten würde, müsste Joe Bidens Wahlsieg 2024 eigentlich sicher sein: „It’s the economy, stupid“ (Es ist die Wirtschaft, Dummkopf). Aber heute müsste der Slogan eher heißen: Es geht um das Alter! Joe Biden wird am 20. November 81 Jahre alt, schon in seiner ersten Amtszeit hatte er immer wieder mit altersbedingten Aussetzern zu kämpfen. Selbst Wohlwollende mögen sich da kaum vorstellen, wie das erst zum Ende seiner angestrebten zweiten Amtszeit aussehen wird, wenn Biden mit dann 86 Jahren den wohl wichtigsten und härtesten Polit-Job der Welt meistern soll.
Das Problem ist, dass Biden es versäumt hat, einen Nachfolger aufzubauen, der wie er selbst auch dem gemäßigt konservativen Lager zu vermitteln ist. Seine ohnehin schon unbeliebte Vizepräsidentin Kamala Harris hat Biden dazu verdonnert, sich ausgerechnet am Verlierer-Thema Migration abzuarbeiten. Und andere jüngere Top-Demokraten wie Gavin Newsom könnten zwar das liberale Lager begeistern. Aber im ideologisch gespaltenen Amerika wäre der Waffen- und Todesstrafen-Gegner aus Kalifornien ein gefundenes Feindbild für das Trump-Lager. So könnte Donald Trump tatsächlich sein Comeback schaffen: Dem 77-Jährigen schaden weder Skandale noch Prozesse. Da ist das Alter dann auch schon egal.
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