Wie Kerstin Schreyer den Kampf gegen den Krebs gewann

von Redaktion

Die ehemalige Ministerin ist wieder tumorfrei und spricht offen über ihre schwere Erkrankung

München – Der bunte Blazer mit dem wilden Muster würde ihr schon gefallen. „Aber es ist nicht ganz meine Größe“, sagt Kerstin Schreyer und lacht. Aber sie wird schon noch was finden, hier in der farbenfrohen Schwabinger Boutique Philis für ihr neues Leben. Ihr Leben nach dem Brustkrebs. „Ich bin jetzt tumorfrei. Aber noch nicht geheilt, das gilt man erst nach fünf Jahren“, sagt sie im Gespräch mit unserer Kolumnistin.

Weil sie am Vormittag noch einmal bei der Nachsorge war, ist sie am Abend gleich mal ausgegangen. Und so eine Afterwork-Party mit lauter modeverrückten Frauen in Schwabing ist da genau das Richtige. Die ehemalige Sozial- und Verkehrsministerin redet ganz offen über die Krankheit, die bei einer Routineuntersuchung entdeckt wurde. „Es war ein Zufallstreffer. Ich hätte auch nichts ertasten können, denn der Tumor lag hinten in der Mitte. Wenn ich nicht, wie alle Frauen ab 50, die schriftliche Aufforderung zur Mammografie erhalten hätte, wäre er weiter gewachsen.“

Im Juni gab Schreyer ihre Pause in der Politik bekannt, wurde operiert und bekam anschließend eine tägliche Strahlentherapie. „Jedes Mal danach war ich fix und alle. Ich bin in Tippelschritten zum Taxi und auf die Couch. Mit jedem Tag bin ich schwächer geworden“, erinnert sie sich. Deshalb war die Kur so wichtig für sie. Erst seit vergangenem Wochenende ist sie wieder zurück. „Ich musste neue Kraft schöpfen und auch lernen, welche Bewegungen ich mit dem Arm machen kann, denn die Lymphknoten wurden ja entfernt.“

Für die heute 52-Jährige hat sich das Leben in wenigen Monaten komplett geändert. „Ich hatte ja 17-Stunden-Tage, sieben Tage die Woche. Da war die Zeit für meinen Körper einfach nicht da. Und das rächt sich jetzt.“ Sie habe gelernt, ihre Prioritäten neu zu setzen. „Da ich Krebs nur einmal haben will, mache ich auch alles, was mir die Ärzte und Therapeuten sagen.“ Langsam fange sie wieder an, in die Politik zurückzukehren, „aber ich bin weit weg von der alten Belastbarkeit. Ich arbeite sehr gerne, doch ich werde nicht mehr jeden Termin annehmen können.“

Apropos Arbeit: Die Kollegen hätten ihr in dieser schweren Zeit, in die auch der Landtags-Wahlkampf fiel, ganz vorbildlich den Rücken freigehalten. Gestärkt aus dem Kampf gegen den Krebs kehre sie jetzt zurück. Und in neuen Kleidern? „Ja vielleicht, ich muss noch ein wenig stöbern. Es gibt Tage, da finde ich nix, und Tage, da könnte ich alles kaufen.“ Mut zu Farbe hat sie. „Wir sind in der Politik eh zu wenig Frauen und dann müssen wir mit Fachlichkeit, mit Menschlichkeit und auch mit Farbe kommen.“ Dafür war sie am Dienstagabend schon an der richtigen Adresse. Äußerlich hat sich ihr Körper nicht verändert. Die Brust musste ihr nicht abgenommen werden. „Ich bin sehr froh, dass erhaltend operiert wurde“, sagt sie. „Denn das ist schon etwas sehr Persönliches.“

Dass die wiedergewählte Abgeordnete so offen über ihre Brustkrebs-Erkrankung spricht, hat auch einen Grund: „Wenn dadurch nur eine Frau mehr zur Vorsorge geht, ist schon etwas gewonnen.“ MARIA ZSOLNAY

Artikel 6 von 11