Tarifverhandlungen bei der Bahn

Der Ball liegt jetzt bei der GDL

von Redaktion

VON ANDREAS HÖSS

In Sozialen Medien sind lustige Zugdurchsagen längst ein eigenes Genre. Eine besonders schöne der letzten Tage aus einem ICE: „Liebe Fahrgäste, bitten schreien Sie mich nicht an! Ich bin nur der Zugbegleiter und verdiene keine Millionen wie der Vorstand.“ Na ja, Bahnpersonal kann man oft nur bedauern. Dass die kleine Bahngewerkschaft GDL Anfang November nun wie eine wütende Dampflok mit Streikdrohungen in die Tarifverhandlungen gerast ist, war für Bahnfahrer beunruhigend.

Ganz so kriegerisch sieht es heute – soweit man das bisher beurteilen kann – nicht mehr aus. Die Bahn hat aus den zähen Verhandlungen mit der EVG im Sommer Konsequenzen gezogen und sofort ein ernsthaftes Angebot auf den Tisch gelegt. Zusätzlich zu Lohnerhöhungen will sie jedoch keine Arbeitszeitreduktion auf eine Viertagewoche akzeptieren. Das ist verständlich, immerhin fehlt das Personal schon jetzt hinten und vorne. Deshalb sollte sich die GDL auch nicht in diesen Punkt verbeißen.

Der Ball liegt jetzt also bei der Gewerkschaft. Deren Chef Claus Weselsky hatte im Vorfeld den Eindruck gemacht, die letzten Tarifverhandlungen seiner Karriere mit einem großen Knall beenden und unbedingt streiken zu wollen. Hoffentlich tut er es nicht. Denn sollte die Bahn nach den jüngsten Streiks vor den Sommerferien nun im Advent und an Weihnachten schon wieder stillstehen, wäre beiden Streithähnen die Wut der an den Bahnsteigen wartenden und frierenden Kunden sicher. Da helfen dann auch keine lustigen Durchsagen mehr.

Andreas.Hoess@ovb.net

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