Ein mäßig willkommener Gast

von Redaktion

Hamas-Fan Erdogan plant ausgerechnet jetzt seine Berlin-Tour

Berlin – Es ist ein sehr heikler Besuch eines schwierigen Verbündeten: Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan kommt Ende nächster Woche zu einem Abendessen mit Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) nach Berlin. Daneben will er auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier treffen. Ein Hauptthema: der Krieg zwischen Israel und der islamistischen Hamas, zu dem Erdogan eine völlig andere Haltung hat als seine Nato-Partner. Nach der Terrorattacke auf Israel hat er die Hamas als „Befreiungsorganisation“ bezeichnet.

Das Programm in Berlin ist noch nicht im Detail bekannt. Auf einen Besuch des Länderspiels Deutschland gegen die Türkei am Samstag verzichtet der Fußball-Fan. Der Deutsche Fußball-Bund hatte bereits vor wenigen Tagen bekannt gegeben, dass er nicht mit Erdogan rechne.

Der Besuch eines ausverkauften Stadions mit zehntausenden türkischen Fans hätte den ohnehin umstrittenen Besuch auch sicherheitsmäßig noch schwieriger gestaltet. Es hätte sich dann auch die Frage gestellt, wer neben ihm auf der Tribüne Platz nimmt. Scholz mit Sicherheit nicht. Steinmeier vielleicht? Angesichts der aufgeheizten Stimmung auch schwer vorstellbar.

Der Kanzler hatte den türkischen Staatschef nach dessen Wiederwahl im Mai eingeladen. Nach der Terrorattacke der Hamas ist Erdogan nun mehrfach mit scharfen Verbalattacken gegen Israel und seine westlichen Verbündeten aufgefallen. Israel warf er „Verbrechen gegen die Menschlichkeit“ vor und dem Westen Heuchelei. Von den Nato-Verbündeten kam bisher kaum offene Kritik an solchen Aussagen. Das gilt auch für Scholz. Der Grund für die Zurückhaltung: Deutschland, die Nato und die EU brauchen die Türkei, die eine wichtige Brückenfunktion in die islamische Welt einnimmt.

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