Macht hat immer einen Preis, im Fall von Pedro Sánchez ist er besonders hoch. Um weiterregieren zu können, hat der Sozialist sich auf Deals mit Parteien eingelassen, die den spanischen Staat eigentlich ablehnen. Basken und Katalanen unterstützen Sánchez in der Hoffnung auf mehr Autonomie bis hin zur Unabhängigkeit, die Forderung nach einem neuen Katalonien-Referendum steht schon im Raum, führende Separatisten kommen frei. All das ist im politisch gespaltenen Spanien hochexplosiv. Der Regierungschef, der eine Amnestie vor der Wahl noch ausdrücklich ausschloss, geht für den Machterhalt ein hohes Risiko ein.
Das Wackelkonstrukt ist vor allem der Weigerung von Sozialisten und Konservativen geschuldet, an eine Große Koalition auch nur zu denken. Sie wäre der Ausweg aus einer fraglos verzwickten Situation gewesen und hätte überdies ein starkes Mandat gehabt. Aber die tradierte Bockigkeit war zu groß, auf beiden Seiten. Auch die Konservativen wären, wenn es gereicht hätte, lieber mit der extrem rechten Vox ins Bett gehüpft, als in der Mitte Platz zu nehmen.
Sánchez’ Experiment führt, anders als manche Polemiker meinen, sicher nicht in die Diktatur. Aber unterhalb dessen sind viele Szenarien möglich. Im besten Fall finden Sozialisten und Separatisten eine neue Basis des Zusammenlebens in Spanien. Im schlechtesten vertieft das Konstrukt gesellschaftliche Gräben, bevor es implodiert.
Marcus.Maeckler@ovb.net