Heftige Kämpfe in Gaza

Das Drehbuch der Hamas

von Redaktion

VON MIKE SCHIER

Nichts ist einfach in diesem ebenso verzwickten wie furchtbaren Konflikt. Für uns im friedlichen Westen sind schon die Bilder aus der Al-Schifa-Klinik in Gaza schwer erträglich – wie muss es dann erst für die Menschen vor Ort sein? Der Druck auf Israel zu mehr Zurückhaltung wächst auch aus europäischen Hauptstädten. Nicht nur Emmanuel Macron will „humanitäre Pausen“.

Doch so einfach ist es nicht: Zu offensichtlich bleibt, dass die menschenverachtende Hamas genau diese Bilder erzeugen will. Sie nutzt Kliniken und Schulen als Kommandozentralen, Rückzugsräume oder gar als Waffenlager. Womöglich versteckt sie hier in den Tunnelsystemen sogar ihre Geiseln. Die armen Zivilisten, die oft an der Flucht gehindert werden, dienen als menschliche Schutzschilde. Für sie wäre eine Feuerpause dringend nötig. Die Terroristen aber würden ein solches Nachlassen des Drucks sofort nutzen, um sich neu aufzustellen und den Beschuss Israels zu intensivieren. Die Regierung in Tel Aviv steckt damit in einem echten Dilemma.

Der Krieg folgt bislang genau dem Drehbuch, das sich die Terroristen vor ihrem Angriff am 7. Oktober zurechtgelegt hatten. Israel ist traumatisiert, die arabische Welt in Aufruhr. Die steigende Zahl der Toten in Gaza erzürnt Millionen Muslime weltweit und irritiert sogar die USA. Tel Aviv muss aufpassen, in seiner Verletztheit nicht den Fehler Washingtons nach dem 11. September zu wiederholen und über das absolut legitime Ziel der Selbstverteidigung hinauszuschießen. Mehr und mehr zeigt sich: In der Regierung Netanjahu gibt es wilde Entschlossenheit bezüglich der Hamas, aber keinen Plan, wie eine mittel- oder gar langfristige Zukunft aussehen könnte. Doch wer nur verbrannte Erde hinterlässt, erschwert ein Zusammenleben nach dem Krieg immer weiter.

Mike.Schier@ovb.net

Artikel 1 von 11