Documenta in der Krise

Verschieben und nachdenken

von Redaktion

VON MICHAEL SCHLEICHER

Der grauenhafte Irrtum eines Teils des „globalen Südens“, der politischen Linken und ja, auch der Kulturszene, die sich gerne so menschenfreundlich gibt, ist, dass er Terror mit Freiheit verwechselt. Doch Hamas, Hisbollah und ihre Fanboys auf den Straßen und in den Talkshows bringen keine Freiheit, sondern das brutale Gegenteil. Spätestens seit der Terrorattacke auf israelische Zivilisten am 7. Oktober muss das jedem klar sein.

Die Verantwortlichen der documenta, dieser großen Leistungsschau der Weltkunst, 1955 mit dem Willen zur Versöhnung gegründet, könnten das indes seit dem vergangenen Jahr wissen. Kuratiert von einem Kollektiv aus dem „globalen Süden“ (wogegen wirklich nichts einzuwenden ist), bleibt der veritable Antisemitismus-Skandal sowie das miserable Krisenmanagement auf allen Ebenen in Erinnerung. Die documenta 15 war für alle Kunstfreunde ein Grund, wütend zu werden.

Daran hat sich nichts geändert, obwohl man sich in Kassel eine Denkpause verordnet hatte – die ungenutzt verstrich. So ist nach dem Debakel vor dem Debakel: Die Findungskommission der documenta 16 hat sich gerade selbst zerlegt. Soll es künftig noch eine Weltkunstschau geben, muss die nächste dringend um mindestens ein Jahr verschoben werden. Nur das bringt die Zeit, die manche offenbar benötigen, um zu kapieren, dass (Kunst-)Freiheit nicht mit Judenhass zu erreichen ist.

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