Brief aus dem Vatikan

Machtkampf ist noch nicht entschieden

von Redaktion

VON CLAUDIA MÖLLERS

Und täglich grüßt das Murmeltier: Wie in der US-Filmkomödie, in der der Protagonist dazu verdammt ist, immer und immer wieder denselben Tag zu erleben, wiederholt sich seit Jahren in der katholischen Kirche ein bestimmtes Ritual: Die einen drängen auf Reformen in dem angeschlagenen Kirchenschiff, postwendend wird vom Vatikan hektisch ein Stoppschild hochgereckt. Vom Vatikan? Es lohnt sich, genau hinzuschauen, wer auf die Bremse tritt. Denn auch beim jüngsten Manöver hat sich nicht der Papst persönlich eingeschaltet. Den „Basta“-Brief an die deutschen Bischöfe, in der die Lehre zur Homosexualität und das Verbot der Priesterweihe von Frauen festgeschrieben wird, hat Kardinalstaatssekretär Parolin unterschrieben.

Gewiss hat auch Franziskus kürzlich seine Sorgen um eine Spaltung der Kirche formuliert. Aber das ist etwas anderes als ein striktes Denkverbot. Im kommenden Jahr wird es noch viele leidenschaftliche Debatten in der katholischen Kirche geben – bis auf der Weltsynode im Herbst möglicherweise Entscheidungen vorbereitet werden. Die Kirche befindet sich vor einer spannenden Weggabelung. Und da wird es noch viele Briefe, Grundsatzdebatten und Streitigkeiten geben. Aber der Machtkampf ist noch nicht entschieden.

Claudia.Moellers@ovb.net

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