Pflegenotstand

Das größte Problem wird verdrängt

von Redaktion

VON PIA ROLFS

Zwischen Debatten um Migration, Parteienstreit und Schuldenbremse findet die Pflege oft nur am Rand Erwähnung. Dabei ist der Pflegenotstand das größte Problem, gemessen an der Zahl derer, die es betrifft. Denn angesichts der demografischen Entwicklung wird fast jeder irgendwann pflegebedürftig oder zum pflegenden Angehörigen – schließlich fehlen schon jetzt viele professionelle Kräfte. Diese Situation wird sich ohne bessere Bezahlung, Ausbildung und geregelte Einwanderung dramatisch verschärfen. Und Künstliche Intelligenz kann einen dementen Menschen nicht füttern oder ihm die Hand halten. Aber darauf kommt es am Ende an.

Emotionale Belastung, praktische Anforderungen rund um die Uhr und ein Kampf mit der Bürokratie: Dass die Arbeit eines pflegenden Angehörigen, abgesehen vom Kriegseinsatz, der härteste Job der Welt ist und oft ein sehr einsamer, wissen offenbar nur Betroffene. Ein im Mai verabschiedetes Entlastungsgesetz hat zwar Verbesserungen gebracht, stellt die Finanzierung jedoch auf keine langfristig stabile Grundlage. Das aber ist dringend notwendig. Zudem muss es, wo es die Tätigkeit erlaubt, einen Rechtsanspruch auf mobiles Arbeiten geben, um Beruf und Pflege besser zu vereinbaren.

Der Pflegenotstand eignet sich schlecht zur Polarisierung. Wenn die Politik aber deswegen nur halbherzig handelt, läuft unsere Gesellschaft in eine vorhersehbare Katastrophe.

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