Gaza/Tel Aviv – Am fünften Tag der Feuerpause zwischen Israel und der islamistischen Hamas hat es im Hintergrund Bemühungen um eine Ausweitung der Abmachung gegeben. Wie die Deutsche Presse-Agentur erfuhr, trafen die Chefs des US-amerikanischen Geheimdiensts CIA und des israelischen Auslandsgeheimdiensts Mossad am Dienstag zu Gesprächen mit dem katarischen Ministerpräsidenten in Doha ein.
Bei den Gesprächen in Doha zwischen CIA-Direktor William Burns und Mossad-Chef David Barnea sowie Katars Ministerpräsident Abdulrahman Al Thani gehe es um die Ausweitung der Bemühungen zur Feuerpause im Gaza-Krieg, sagte eine mit den Gesprächen in der katarischen Hauptstadt vertraute Person am Dienstag der dpa. Auch die nächsten Phasen eines möglichen Abkommens standen demnach bei dem Treffen, an dem auch ägyptische Vertreter teilnehmen sollten, auf der Tagesordnung.
Katar sowie Ägypten hatten in Absprache mit den USA in den vergangenen Wochen zwischen Israel und der Hamas vermittelt. Vor allem Katar hat sehr gute Kontakte zur Hamas, in dem Emirat am Golf lebt auch die Hamas-Führungsspitze.
Am fünften Tag der Feuerpause mit Israel hat die islamistische Palästinenserorganisation Hamas am Dienstagabend dann nach israelischen Angaben zwölf weitere Geiseln freigelassen – zehn Israelis und zwei ausländische Staatsbürger, eine davon ist laut Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) Deutsche. Zuvor waren in den vergangenen Tagen bereits 69 der rund 240 im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln freigekommen. Unter ihnen waren insgesamt 51 Israelis, von denen zehn ebenfalls auch eine deutsche Staatsbürgerschaft besitzen. Auf der anderen Seite wurden 150 Palästinenser aus Gefängnissen in Israel entlassen. Im Gegenzug für die zehn israelischen Geiseln kamen auch am Dienstag noch 30 weitere palästinensische Gefangene aus israelischen Gefängnissen frei.
Nach Angaben des Vermittlers Katar sollten am Dienstag und Mittwoch insgesamt 20 im Gazastreifen festgehaltene Geiseln freikommen. Zahlen zu verbliebenen Geiseln im Gazastreifen könne Katar nicht endgültig bestätigen. Es gebe dazu viele Schätzungen. Das Golfemirat Katar bemüht sich demnach weiter um eine Verlängerung der Feuerpause. Ziel sei ein dauerhafter Waffenstillstand.
Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu plant hingegen weiter einen endgültigen Sieg über die Hamas – und danach eine radikale Umgestaltung des Gazastreifens. „Erstens entmilitarisieren wir Gaza und zweitens entradikalisieren wir Gaza. Und genau das wurde in Deutschland, Japan und anderswo getan“, sagte Netanjahu. Er verwies auf die Entnazifizierung Deutschlands, das heute ein völlig anderes Land sei als in den 1930er Jahren. „Dies wurde durch den totalen militärischen Sieg und die Veränderung der Kultur, der Bildung und des Lernens über die Fehler der Vergangenheit erreicht.“ Netanjahu stellte die Frage: „Welchen Sinn hat es, diesen Krieg zu gewinnen, die Hamas auszurotten und nicht auf eine Entradikalisierung Gazas hinzuwirken?“
Derweil bekommt Israel einem Bericht des „Spiegel“ zufolge offenbar Schützenhilfe aus Saudi-Arabien. Das Königreich habe Sicherheitskreisen zufolge mit seiner Flugabwehr schon mehrmals auf Israel abgefeuerte Raketen aus dem Jemen abgeschossen. Den Analysten zufolge sei das ein Hinweis darauf, dass Saudi-Arabien trotz der Militäroperation Israels gegen die Hamas und der brutalen Bilder aus dem Gazastreifen am langfristigen Ziel festhält, seine Beziehungen zu Israel zu normalisieren.
Die Hamas rief für Mittwoch zu weltweiten Protesten und Solidaritätsmärschen mit den Menschen im Gazastreifen auf. » KOMMENTAR