Zur Weltklima-Konferenz

Die Bedingungen sind schlecht wie nie

von Redaktion

VON MIKE SCHIER

Man muss kein Leugner des Klimawandels sein, um sich zu fragen, wie viel Sinn das alles macht: Über 94 000 (!!!) Menschen fliegen nach Dubai ein, um ausgerechnet im Erdölparadies über Klimaschutz zu debattieren. Mehr noch: Mit Sultan Ahmed al-Dschaber übernimmt der Chef eines staatlichen Ölkonzerns die Leitung einer Konferenz, die nicht zuletzt die Abkehr von fossilen Energieträgern voranbringen soll. Das ist wie ein Treffen der anonymen Alkoholiker am Zapfhahn der Lieblingskneipe. Und die vermutlich wichtigste Person bleibt gleich ganz zuhause: US-Präsident Joe Biden hat heute andere wichtige Termine: Er wollte die Lichter des Weihnachtsbaums neben dem Weißen Haus entzünden – passenderweise wurde der aber von einem Sturm umgeworfen.

Selten waren die Voraussetzungen für echte Fortschritte in den dramatischen Klimafragen so schlecht: Die Großmächte, die sich in Krisenregionen und Wirtschaftsfragen belauern, dürften kaum zu Kompromissen bereit sein. Die Klimabewegung hat sich mit Greta Thunberg („Zerschlagt den Zionismus!“) auf Abwege begeben. Und national fügten radikale Aktivisten mit Klebstoff und Farbattacken sowie eine für viele Bürger zu ambitionierte Regierung der guten Sache zuletzt eher Schaden zu.

Überflüssig sind die Konferenzen dennoch nicht: Ohne sie schritte die Erderwärmung komplett ungebremst voran. Der globale Süden, der wenig dazu beiträgt, aber am meisten leidet, wäre gänzlich auf sich gestellt. Und der regelmäßige Turnus trägt immerhin dazu bei, das Thema in Ländern präsent zu halten, in denen es eine kleinere Rolle als hierzulande spielt. Klimaschutz ist eine weltweite, langfristige Aufgabe. Ohne Geduld geht’s nicht.

Mike.Schier@ovb.net

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