Man macht keine Kasse mit Aufnahmen von Menschen, die Gefangene waren, die misshandelt und mit größter Wahrscheinlichkeit kurze Zeit nach dem Drücken des Auslösers ermordet wurden. Nein, aus dem Leid anderer Menschen schlägt man kein Kapital. Das ist eine Frage des Anstands. Das ist eine Sache der Mitmenschlichkeit, und das gebietet der Respekt gegenüber den Millionen Opfern des Rassenwahns der Nazis. So einfach ist das.
Daher ist es unverständlich und in keiner Weise erklär- oder entschuldbar, dass die Berliner Galerie Bassenge in ihrer aktuellen Fotokunst-Auktion Bilder aus privaten Erinnerungsalben von Wehrmachtssoldaten anbietet, die diese während der Besetzung Polens von jüdischen Frauen und Männern gemacht haben. Dass das Haus in seinen vollkommen empathielosen Erläuterungen zu den jeweiligen Objekten darauf hinweist, dass die Besatzer mit diesen Motiven die eigene rassische Überlegenheit dokumentieren wollten und die Stücke „in sehr gutem Zustand“ seien, ist derart zynisch, dass man sich nur angeekelt abwenden kann. Wohlgemerkt: Bassenge ist durchaus eine Galerie mit Renommee und kein Dealer für Führer-Fetischisten.
Wir erleben hier also gierige Händler, die auf einem enthemmten Kunstmarkt über die Menschenwürde hinwegtrampeln – dem Geld hinterher. Eine Schande.
Michael.Schleicher@ovb.net