Typisch Bahn: Seit einem Monat gibt es eine Genehmigung der 2. S-Bahn-Stammstrecke im besonders heiklen Ostabschnitt – und niemand erfährt es. Klammheimlich hat eine Bahnbehörde den Beschluss erlassen. Aber informiert darüber wurde nicht. Warum? Diese Heimlichtuerei wirft ein schlechtes Licht auf ein ohnehin besonders umstrittenes Bauwerk. Zur zweiten Stammstrecke gab es jetzt jahrelang fast nur Negativschlagzeilen. Immer teurer, immer komplizierter wurde das Bauwerk. Da ist der Baubeschluss eigentlich ja etwas Positives, möchte man meinen. Ein Meilenstein. Endlich kann nun „in einem Rutsch“ geplant und gebaut werden. Theoretisch. Praktisch ist zu erwarten, dass noch etliche Probleme bewältigt werden müssen.
Besonders gravierend ist die jetzt schon angedachte Umquartierung von Anwohnern. Lärm, Dreck, Erschütterungen: Die Baustelle wird so riesig, dass sie das Leben im Münchner Stadtteil Haidhausen auf Jahre beeinträchtigen wird. Auch das Bauverfahren wirft etliche Fragen auf. Wer einen Rettungsschacht direkt an der Isar 39 Meter in die Tiefe treibt, hat den Nobelpreis für Ingenieure verdient. Für die S-Bahn-Röhren selbst muss der Untergrund vereist und mit Überdruck gearbeitet werden. Vollste Transparenz dabei ist der Bahn anzuraten.
Dirk.Walter@ovb.net