Versagen beim Hamas-Terror

Netanjahu klebt an seinem Stuhl

von Redaktion

VON KLAUS RIMPEL

Zu wenig Empathie mit den Angehörigen der Geiseln und Todesopfer, keine Selbstkritik trotz des Versagens des Geheimdienstes und des Militärs: Es gab schon vorher Gründe genug, Benjamin Netanjahu für angezählt zu halten. Die jüngsten Enthüllungen der „New York Times“, wonach die Sicherheitsbehörden bis ins Detail über die Hamas-Pläne informiert waren, müssten „König Bibi“ endgültig politisch erledigen. Eigentlich.

Doch der Likud-Chef klebt auch aus Angst vor juristischer Verfolgung in seinen Korruptionsaffären weiter an seinem Stuhl. Benny Gantz ist nach dem Schock des 7. Oktober in das Kriegskabinett eingetreten, obwohl er Netanjahu verachtet. Der einstige Armeechef verkörpert in dieser tiefsten Krise der israelischen Geschichte all das, was Netanjahu vermissen lässt: Er zeigt Mitgefühl mit Angehörigen, wagt sich in Anti-Regierungs-Demonstrationen. Und Gantz besitzt die militärische Kompetenz, an der es der rechten Regierung so offensichtlich mangelt. Auch wenn viele Israelis sich jetzt einen Premier Gantz wünschen würden: Reguläre Wahlen gibt es erst 2026. Solange der Gaza-Krieg andauert, hat Netanjahu gute Argumente gegen eine außerplanmäßige Wahl. Das politische Stehaufmännchen Netanjahu wird den Weg für Neuwahlen und damit für einen möglichen Premier Gantz nicht kampflos frei machen.

Klaus.Rimpel@ovb.net

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