Frierend am Hauptbahnhof

von Redaktion

REPORT Im Wintereinbruch gestrandete Reisende wärmen sich in München in Zügen auf

München – Jonas (20) sitzt mit Mütze und dicker Jacke in einem Zug am Münchner Hauptbahnhof. Neben ihm sein Freund Tom (18). Die jungen Männer sind am Samstag im eisigen Schneechaos gestrandet – nichts geht mehr. Zu ihrem Glück stehen an den Gleisen Züge bereit, die – wenn sie schon nicht fahren – zu Wärmestuben umfunktioniert sind. Denn es pfeift eisig durch die Ankunftshalle, die wegen der Baustelle zum Teil offen ist. Die Cafés rundum sind überfüllt.

Tausende sind am Samstag im Großraum München gestrandet – am Hauptbahnhof wie auch am Flughafen. Erst am Sonntagvormittag nahm die Deutsche Bahn (DB) den Verkehr langsam wieder auf.

Zurück zu Jonas und Tom. Sie wollten am Samstag nach einem Festival in Freimann heim nach Lindau. Weil aber ab der Haltestelle Universität die U-Bahn ausfiel, schlagen sie sich zu Fuß zum Bahnhof durch. „Jetzt sind wir hier und wissen nicht, wann es heimgeht. Abholen kann uns niemand. Aber hier drin ist es wenigstens warm.“ Am Samstag fahren weder Busse noch Trambahnen, auch viele U-Bahnen nicht. Selbst am Sonntag steht die Tram noch still – nur die Busse rollen wieder an, auf den vereisten Straßen aber mit Verspätungen. Man erkennt das Chaos auch an der schier endlosen Schlange am DB-Schalter.

Viele sind verzweifelt und wissen nicht, wohin – so, wie Dave (29) und Katrin (27). Sie kamen am Freitagabend mit ihren Rädern aus Hannover in München an, wollten eigentlich heim nach Innsbruck. Die Nacht aber endet in München im Zug. „Alle waren sehr nett und haben uns immer wieder Infos gegeben. Am Bahnhof selber war es viel schwieriger“, schildern sie. Ähnlich gestaltet sich die Situation für Melissa (27) und Julian (31). Sie kamen aus Stuttgart und wollten mit dem Nachtzug übers Wochenende nach Venedig. „Um zwölf Uhr nachts kam die Durchsage, dass wir wegen des starken Schneefalls am Bahnhof München-Ost auf unbegrenzte Zeit stehen bleiben müssen.“ Sie schlafen im Zug – und wachen an derselben Stelle auf.

Wenige Meter entfernt warteten Michael (22) und Lisa (22). Sie wollen eigentlich ihren Urlaub in Berlin verbringen. Ihr Zug am Samstag fällt aus. Am nächsten Tag starteten sie einen neuen Versuch. „Es hieß, dass um zwölf Uhr neue Infos kommen, große Hoffnung haben wir aber nicht mehr.“ Ihre Überlegung: ein Auto mieten, um das Hotel nicht stornieren zu müssen. „Aber wer zahlt uns das dann?“, fragen sie sich.

MARIE-THERES WANDINGER

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