VON DIRK WALTER
Man muss kein unverbesserlicher Nostalgiker sein, um dieser Tage mit etwas Wehmut an die gute alte Eisenbahnerzeit zurückzudenken. „Alle reden vom Wetter – wir nicht“, das war seit 1966 lange Jahre der Slogan der Deutschen Bundesbahn. Ob Eis oder Schnee, auf die Bahn war irgendwie Verlass. Klar, es gab früher in Summe weniger Zugverbindungen. Aber es gab auch unbestreitbar mehr Kümmerer, Leute, die statt Betriebswirtschaft Eisenbahner im Betriebsdienst gelernt hatten – und die ihr Metier von der Pike auf verstanden. Die mit Stolz Eisenbahner waren. Mit Schrecken muss man indes jetzt registrieren, dass unsere Bahn zum Schönwetter-Fortbewegungsmittel verkommen ist.
Dass S-Bahn und Bayerische Regiobahn den Betrieb auch am dritten Tag nach den zugegeben heftigen Schneefällen nicht flottbekommen, ist eigentlich unentschuldbar. Jeder hat Verständnis, dass es Zugausfälle gibt. Aber doch nicht eine Komplett-Stilllegung über Tage! Das ist eine Kapitulationserklärung. Bei den Verkehrsministern in Bund und Land müssten jetzt eigentlich die Alarmglocken schrillen. Diese Betriebseinstellung muss ein Nachspiel haben. Die Bahn – konkret: DB Netz – muss erklären, was nicht klappt und was sie benötigt, um den Betrieb winterfest zu machen. Zwar glaubt man den verbliebenen Leuten draußen an der Strecke gern, dass sie bei scharfem Frost ihr Möglichstes tun, um die Bahnstrecken befahrbar zu machen. Aber entweder gibt es zu wenig Personal, oder aber die Technik ist zu anfällig. Vielleicht trifft auch beides zu. Wie auch immer: Wir brauchen eine winterfeste Bahn – so wie früher.
Dirk.Walter@ovb.net