Abhängigkeit von Separatisten

Wie Puigdemont mit Sánchez spielt

von Redaktion

VON MARCUS MÄCKLER

Für Carles Puigdemont läuft es so gut wie lange nicht. Erst winkt dem prominenten katalanischen Separatistenführer ein Straferlass; nun – nach ersten Geheimgesprächen von Vertretern seiner Junts-Partei mit Spaniens regierenden Sozialisten – dürfte seine Hoffnung auf den Jackpot steigen: ein neues Referendum über die Unabhängigkeit Kataloniens. Das ist nicht das Ergebnis geduldiger Diplomatie, sondern ein völlig absehbarer Kollateralschaden der Regierungsbildung in Madrid. Der noch im Exil lebende Puigdemont hat Ministerpräsident Pedro Sánchez zur Macht verholfen – nun hat er ihn in der Hand.

Nicht der Austausch selbst ist das Problem: Er könnte im Gegenteil nützlich sein, weil die Katalonienfrage sich so lange stellen wird, wie sie ungelöst bleibt. Aber während Sánchez’ konservativer Vorgänger nur einen Weg im Umgang mit den Separatisten kannte, nämlich den maximaler Härte, ist der Sozialist ihnen nun maximal ausgeliefert. Das Land ist in Aufruhr, der großen Mehrheit der Spanier gehen die Zugeständnisse schon jetzt zu weit, zumal sie erkennbar nur dazu dienen, die wacklige Regierung im Amt zu halten. Dass Puigdemont bereit ist, den Regierungschef jederzeit fallen zu lassen, wenn kein Referendum in Sicht ist, hat er kürzlich recht ungeniert zugegeben. Sánchez muss sich fragen, ob sinnvolles Regieren so auf Dauer möglich ist. Oder ob der Preis zu hoch wird.

Marcus.Maeckler@ovb.net

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