Johnson entschuldigt sich

von Redaktion

Britischer Ex-Premier stundenlang zur Corona-Politik befragt

London – Die gute Nachricht für Boris Johnson: Ein offizielles Urteil über seine von vielen als desaströs empfundene Corona-Politik wird es nicht geben. Doch als angenehm dürfte der britische Ex-Premierminister die stundenlange Befragung vor der unabhängigen Untersuchungskommission nicht empfunden haben.

Johnsons Aussage gestern erinnerte viele Menschen in Großbritannien noch einmal an die Stimmung des ersten Pandemie-Jahres 2020. Zu spät habe Johnsons Regierung damals reagiert und zu zögerlich – so lauten die Vorwürfe, die auf den konservativen Politiker einprasseln. Inhaltlich weiter helfen Johnsons Antworten kaum. Er räumte rückblickend Fehler ein, er habe die Gefahr zu spät erkannt. Gleich zu Beginn entschuldigte sich der 59-Jährige ausführlich für das immense Leid der Menschen. Angehörige der Opfer nahmen ihm die Reue nicht ab.

Auch Zeugenaussagen gaben kein vorteilhaftes Bild ab. Der frühere wissenschaftliche Chefberater Patrick Vallance gab an, Johnson sei von Forschungsdaten verwirrt gewesen. Angeblich fragte er einmal ernsthaft, ob man das Coronavirus nicht stoppen könne, indem man sich mit einem speziellen Föhn in die Nase blase. Bekannt wurden auch explosive WhatsApp-Nachrichten. Darin schrieb der oberste Regierungsbeamte Simon Case über Johnson: „Regieren ist eigentlich gar nicht so schwer, aber dieser Typ macht es wirklich unmöglich.“ Sein Urteil: „Ich habe noch nie eine Gruppe von Menschen gesehen, die weniger gut dafür geeignet sind, ein Land zu regieren.“

Der Inhalt ist teils so drastisch, dass die Fernsehsender dauerhaft eine Warnung einblenden: „möglicherweise beleidigende Ausdrücke“. Chefberater Cummings etwa beschimpfte einmal das Kabinett als „nutzlose verdammte Schweine“. Für die Befragung von Johnson sind zwei Tage angesetzt.

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