Weil gut gemeint in der Praxis oft das Gegenteil von gut bedeutet, ist die EU-Kommission gerade spektakulär eingebremst worden. Der Zwang zur Sanierung alter Privathäuser mit besonders schlechter Energiebilanz ist gekippt. Am Ende hat sich Brüssel der Einsicht gebeugt, dass Klimaschutz an seine Grenzen stößt, wenn er ohne Rücksicht auf Verluste – in diesem Fall immense Kosten – vorangetrieben wird.
Dabei lag die Kommission im Kern nicht falsch, denn der Gebäudesektor ist verantwortlich für ein Drittel der Treibhausgasemissionen und tut zu wenig zur Eindämmung. Das Problem war die Methode. Die meisten Bürger befürworten mehr Klimaschutz, er darf sie aber weder überfordern noch ihnen aufgezwungen werden. Regt sich die Urangst ums eigene Zuhause, schlägt Bereitschaft leicht in Verweigerung um, schlimmstenfalls in Zorn.
Man hat das in Deutschland in der Debatte ums Heizungsgesetz gesehen. Die Erfahrungen der vergangenen Monate sollten der Bundesregierung eine Warnung sein, wenn sie die gelockerten Vorgaben aus Brüssel nun umzusetzen hat. Dazu wird eine gezielte Förderung nötig sein, aber auch eine überzeugendere Kommunikation, die auf Zweifler eingeht. Das alles mag zäh sein, oft mühsam, teuer sowieso. Aber immer noch besser, als Menschen zu verprellen, die den Klimaschutz in seiner epochalen Bedeutung eigentlich ernst nehmen.
Marc.Beyer@ovb.net