Millionenstrafe gegen Giuliani

Der tiefe Fall eines Helden

von Redaktion

VON MIKE SCHIER

Gut zwei Jahrzehnte ist es her, da war Rudy Giuliani ein amerikanischer Held. Als Bürgermeister des von den Terroranschlägen schwer verwundeten New York galt er 2001 als Verkörperung der bewundernswerten Widerstandskraft einer Metropole, mit der sich alle solidarisierten. Das „Time Magazine“ kürte ihn zur „Person des Jahres“ und nannte ihn den „Bürgermeister der Welt“.

Nun, umstritten war der Republikaner Giuliani, der in New York auch jenseits der Anschläge mit harter Hand aufräumte, immer. Aber keiner hätte sich damals einen derart tiefen Fall ausmalen können. Blind verschrieb er sich Donald Trump, der bis heute auf wundersame Weise alle juristischen Vorwürfe zu überstehen scheint. Das engere Umfeld des Ex-Präsidenten trifft es dafür umso härter. Auch Giuliani. Schon im August berichtete die „New York Times“, sein Luxusappartement stehe zum Verkauf, und zitierte einen Anwalt damit, der Ex-Bürgermeister sei „fast pleite“. Jetzt könnte das Schadenersatz-Urteil wegen öffentlicher Verleumdung zweier ganz einfacher Frauen den 79-Jährigen in den Ruin treiben.

Der Fall wirft ein Schlaglicht auf den Zustand der USA zu Beginn des Wahljahres 2024. Giuliani akzeptiert das Urteil nicht, er wiederholt sogar öffentlich die Vorwürfe, wegen derer er eben verurteilt wurde. Es ist, als würde der Trump-Tross in einer Parallelwelt leben. Angesichts seiner großen Anhängerschar muss einem das ernsthaft Sorgen bereiten.

Mike.Schier@ovb.net

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