Irrtümliche Geisel-Tötung: Angehörige fordern Kampf-Stopp

von Redaktion

Tel Aviv/Gaza – Die versehentliche Tötung dreier Geiseln im Gazastreifen durch israelische Soldaten hat die Sorgen um die übrigen verschleppten Menschen nochmals gesteigert. Dennoch will Ministerpräsident Benjamin Netanjahu weiter „militärischen Druck“ auf die militante Palästinenserorganisation ausüben, wie er am Samstagabend klarmachte. Er bezeichnete dies als unerlässlich für erneute Verhandlungen mit der Hamas.

Die versehentliche Tötung der Geiseln hat Israel tief erschüttert. Die drei Männer im Alter zwischen 25 und 28 Jahren waren laut der israelischen Armee am Freitag „einige Dutzend Meter“ vor einer israelischen Stellung in der Stadt Gaza aufgetaucht. Sie seien mit einer behelfsmäßigen weißen Fahne auf die Soldaten zugegangen, was von diesen aber als Bedrohung wahrgenommen worden sei, sagte ein Militärvertreter. Ein Soldat habe daraufhin das Feuer eröffnet.

Seither gab es Proteste vor dem Verteidigungsministerium in Tel Aviv, bei denen Angehörige von Geiseln und andere Unterstützer eine sofortige Waffenruhe sowie neue Verhandlungen mit der Hamas über die Freilassung der Verschleppten forderten. „Wir nehmen wieder und wieder tote Geiseln in Empfang“, klagte Noam Perry, deren Vater Haim Perry sich in den Fängen der Hamas befindet.

Raz Ben-Ami wurde nach 54 Tagen aus der Geiselhaft freigelassen – sie sagte, die Familien hätten bei einem Treffen vor zwei Wochen das Kriegskabinett gewarnt, dass das militärische Vorgehen die Geiseln gefährde. „Sie haben versprochen, die Geiseln lebend zurückzubringen. Worauf warten Sie? Bringen Sie sie jetzt nach Hause“, rief sie Netanjahu auf. Ihr Ehemann Ohad wird immer noch gefangen gehalten.

Netanjahu hatte die Tötung der Geiseln als „unerträgliche Tragödie“ bezeichnet. Er sprach nicht konkret über neue Verhandlungen mit der Hamas. Medien berichten jedoch, die israelische Regierung wende sich wieder dem Weg der Verhandlungen zu.

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