Neue Verhandlungen um Geiseln

von Redaktion

Gaza/Tel Aviv – Während die Kämpfe mit der islamistischen Hamas im Gazastreifen erbittert weitergehen, lotet Israel neue Verhandlungen über die Freilassung von Geiseln aus. Mossad-Chef David Barnea berate mit CIA-Direktor William Burns und dem katarischen Ministerpräsidenten Abdulrahman Al Thani in Warschau, meldet die Zeitung „Haaretz“. Katar unterhält gute Beziehungen zur Hamas. Die Terrororganisation will Verhandlungen erst nach einem Ende der Kampfhandlungen Israels führen. Israel setzt auf militärischen Druck, um die Freilassung aller Geiseln zu erreichen.

Die Hamas veröffentlichte am Abend ein Video, das drei ältere israelische Geiseln lebend im Gazastreifen zeigt. Das Video zeigt drei auf Stühlen sitzende bärtige Männer und trägt den Titel „Lasst uns hier nicht alt werden“.

Eine freigelassene deutsch-israelische Frau sprach im US-Fernsehen über ihre Zeit in Geiselhaft. Sie sei nach der Verschleppung wie eine Trophäe durch die Straßen in dem palästinensischen Küstengebiet geführt worden. „Ich war kein Mensch“, sagte Yarden Romann-Gat dem Sender CBS. Viele Leute hätten ihre Zurschaustellung gefeiert. Später sei die Deutsch-Israelin ohne andere Geiseln in einem Haus festgehalten und rund um die Uhr von einer männlichen Wache beobachtet worden, sagte sie. Romann-Gat habe einen Hidschab zum Anziehen bekommen, sich aber nicht geschützt gefühlt. Ihre Entführer hätten ihr alles antun können. „Du kannst keiner Sache widersprechen, es könnte dich dein Leben kosten.“

Sie habe Angst vor den israelischen Bombardierungen gehabt, sagte sie. „Es ist eine sehr beängstigende Erfahrung, in einem Kriegsgebiet zu sein. Man kann es nicht ignorieren. Es ist sehr intensiv.“ Ihre Schwägerin wird noch immer im Gazastreifen festgehalten. Einige Details aus der Zeit ihrer Gefangenschaft wollte sie laut CBS nicht teilen.

Bei israelischen Luftangriffen im Norden des Gazastreifens wurden derweil nach Angaben der von der islamistischen Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde mindestens 110 Menschen getötet. Mehrere Wohnhäuser in dem Stadtteil Dschabalia seien getroffen worden, sagte ein Sprecher der Behörde. Die Angaben konnten zunächst nicht unabhängig überprüft werden. Die israelische Armee teilte auf Anfrage mit, sie prüfe vor einem Angriff Ziele sehr genau, um zivile Opfer so weit wie möglich zu vermeiden und warne Menschen vor. Die Hamas mische sich absichtlich unter die Zivilbevölkerung.

Dschabalia ist seit Tagen umkämpft. Der Stadtteil gilt als Hochburg der Hamas. Durch Luftangriffe und die Bodenoffensive starben nach palästinensischen Angaben im Gazastreifen 19 000 Menschen. Zudem wurde dort nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation das Kamal-Adwan-Krankenhaus bei den Kämpfen weitgehend zerstört. Mindestens acht Patienten, darunter ein neunjähriges Kind, seien gestorben, schrieb WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus auf X. Die Ständige Vertretung Israels bei den Vereinten Nationen in Genf warf Tedros hingegen vor, nicht zu erwähnen, dass sich die Hamas im Krankenhaus eingenistet habe.

Ärzte ohne Grenzen kritisierte, dass viele Menschen keinen Zugang zum Internet hätten, erfahre nicht jeder von den Aufforderungen zur Evakuierung. Kein Ort in dem Küstengebiet sei sicher, sagte Mitarbeiter Ricardo Martinez in einem von der Organisation veröffentlichten Interview. „Am Leben zu bleiben ist nur eine Frage des Glücks“, habe ein palästinensischer Kollege ihm gesagt. Er warnte zudem vor den Auswirkungen des Wassermangels: „Ich bin mir ziemlich sicher, dass es auf lange Sicht genauso gefährlich wie die Bombardierungen sein und ebenso viele Menschen töten könnte“, sagte er. Das Wassersystem sei zusammengebrochen. Anwohnern stünde höchstens ein Liter Wasser am Tag zur Verfügung – „zum Trinken, Waschen und Kochen“. Laut UN benötigen Menschen als Minimum dafür 15 Liter.

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