Woher die Asylbewerber kommen

von Redaktion

VON KATHRIN BRAUN

München – Männlich, erwachsen, angereist aus dem Nahen und Mittleren Osten: Das trifft auf einen großen Teil der Menschen zu, die Ende vergangenen Jahres Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz erhalten haben. Rund 482 000 Ausländer haben zum Jahresende 2022 diese Art von Sozialleistung bezogen. Das sind 21 Prozent mehr als noch ein Jahr davor – oder auch 84 000 Menschen.

Unter ihnen waren etwa 40 000 Ukrainer, die nach dem Angriff Russlands auf ihr Land am 24. Februar 2022 nach Deutschland geflohen sind – rund 23 000 Frauen und 17 000 Männer. Sie wurden bis zum Sommer nach dem Asylbewerberleistungsgesetz versorgt, bevor sie dann mit Hartz IV – und ab diesem Jahr Bürgergeld – deutlich mehr erhalten haben. Die Hälfte des Anstiegs lässt sich laut dem Statistischen Bundesamt also mit dem Ukraine-Krieg erklären. Insgesamt betrug der Anteil der Ukrainer unter den Asylbewerbern 8,3 Prozent.

Fast genauso viele Flüchtlinge kamen aus der Türkei: Sie machten Ende 2022 7,7 Prozent der Asylbewerber aus: 26 000 Männer und 10 000 Frauen. Immer mehr Menschen fliehen aus dem Land, das für etliche deutsche Urlauber noch immer ein Top-Reiseziel ist. Gründe dürften im vergangenen Jahr etwa die explodierende Inflationsrate und die eingeschränkte Meinungsfreiheit in dem Land gewesen sein. Nach dem erneuten Wahlsieg des Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan und dem verheerenden Erdbeben Anfang dieses Jahres ist die Zahl der Flüchtlinge aus der Türkei heuer noch weiter gestiegen: Mittlerweile bilden sie nach Geflüchteten aus Syrien die zweitgrößte Gruppe unter den Asylsuchenden.

Syrer haben Ende vergangenen Jahres fast 13 Prozent der Asylbewerber ausgemacht: Das waren insgesamt 62 000 Menschen, darunter 49 000 Männer. Ähnlich groß war mit knapp 60 000 Menschen (42 000 Männer, 18 000 Frauen) die Gruppe der Asylbewerber aus Afghanistan, die seit der Machtübernahme der Taliban im Jahr 2021 in Deutschland vermehrt Schutz gesucht haben.

Die Zahl der Menschen, die vergangenes Jahr Asylbewerberleistungen erhalten haben, war 2022 damit wieder auf einem ähnlich hohen Niveau wie im Jahr 2017. Damals haben 469 000 Ausländer die Sozialhilfe erhalten. Danach fiel die Zahl der Leistungsempfänger stetig bis 2021 (siehe Grafik). Der aktuelle Anstieg ist neben dem Ukraine-Krieg auch auf Nachholeffekte als Folge der Reisebeschränkungen in der Pandemie zurückzuführen.

Seit dem vergangenen Jahr sind die finanziellen Hilfen für Migranten gestiegen. Dabei ist zwischen den Leistungen für Asylsuchende und für anerkannte Flüchtlinge zu unterscheiden: Ausländer im laufenden Asylverfahren – oder nach Ablehnung eines Antrags – bekommen Leistungen nach dem Asylbewerbergesetz. Damit soll der „persönliche notwendige Bedarf“ gedeckt werden. Alleinstehende haben 2022 pro Monat 367 Euro erhalten. Seit Anfang 2023 liegt die Summe bei 410 Euro. Den Großteil machen dabei allerdings Sachleistungen wie Unterkunft und Verpflegung aus.

Für anerkannte Flüchtlinge gibt es höhere Sätze. Sie erhalten Leistungen nach dem Sozialgesetzbuch: 2022 galt der Hartz-IV-Satz in Höhe von 449 Euro für Alleinstehende – seit Anfang dieses Jahres gibt es 502 Euro in Form von Bürgergeld. Darüber hinaus kann es auch weitere Leistungen wie etwa Wohngeld, Ausbildungsförderung oder Kindergeld geben. Ab dem 1. Januar 2024 wird das Bürgergeld auf 563 Euro angehoben.

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