Vatikan-Erklärung

Die Kirche bewegt sich doch

von Redaktion

VON CLAUDIA MÖLLERS

Sensation, Kurswechsel oder Mogelpackung? Die Meinungen über die überraschende Erlaubnis des Vatikans zu Segnungen von gleichgeschlechtlichen Paaren und wiederverheirateten Geschiedenen gehen auseinander.

Fakt ist: Die Segnung ist künftig möglich, aber unter bestimmten Bedingungen. Homosexuelle Paare können nicht im Anschluss an die standesamtliche Trauung im Hochzeitsgewand in die Kirche zur Segnung gehen. Eine Segnung innerhalb eines Gottesdienstes ist auch nicht möglich. Es soll keinen eigenen Ritus dafür geben. Die Kirche will damit jeden Eindruck vermeiden, eine solche Segnung könne mit dem Ehesakrament verwechselt werden. Denn Fakt ist auch: An der Lehre der Kirche ändert sich nichts, wonach Ehe nur eine Verbindung zwischen Mann und Frau ist, die lebenslänglich gilt.

Der Papst versucht einen Spagat zwischen dem Lehramt und der Seelsorge. Damit will er eine Spaltung zwischen Traditionalisten und Reformern verhindern. Für die Betroffenen – Homosexuelle wie Wiederverheiratete – mögen manche Passagen in der holprigen Erklärung haarsträubend sein. Aber insgesamt muss man sagen: Es ist eine Tür geöffnet worden, die nicht mehr zu schließen ist. Franziskus wagt einen ersten Schritt zu einer barmherzigeren Sexualmoral. Die Kirche bewegt sich doch.

Claudia.Moellers@ovb.net

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