Kaum jemand erinnert sich heute noch an Ralph Nader. Dabei hat die Kandidatur des Grünen bei der US-Präsidentschaftswahl im Jahr 2000 die Weltgeschichte entscheidend beeinflusst: Der Demokrat Al Gore verlor damals wegen 600 fehlender Stimmen in Florida gegen George W. Bush – die drei Millionen Stimmen (2,74 Prozent), die Nader holte, waren das Zünglein an der Waage. Wenn Gore gewonnen hätte, hätte es den Golfkrieg gegen den Irak nicht gegeben. Und Gore, der Klimaschützer der ersten Stunde, hätte rechtzeitig die Weichen gestellt weg von Kohle, Öl und Gas.
Müßig, im Konjunktiv zu schwelgen – doch Naders Kandidatur mahnt, dass der Lauf der Geschichte erneut durch einen chancenlosen Dritt-Kandidaten bei der US-Wahl verändert werden könnte: Robert F. Kennedy jr. kann laut Umfragen mit 22 Prozent der Stimmen rechnen. Zu wenig, um einen Sieg Trumps zu stoppen. Aber als den Demokraten nahestehender Kandidat wird er Biden empfindlich viele Wähler wegnehmen. Der Frust über den 81-jährigen Präsidenten ist so groß, dass da selbst ein Verschwörungstheoretiker wie Kennedy attraktiv erscheint. Wenn die Demokraten nicht in die Nader-Falle tappen wollen, müssen sie jetzt handeln.
Klaus.Rimpel@ovb.net