Terror-Warnung am Heiligen Abend

von Redaktion

VON JOSEFINE KAUKEMÜLLER UND CHRISTIANE OELRICH

Köln – Das Fest der Besinnlichkeit wurde vielerorts von Terror-Drohungen überschattet. Nach Warnungen vor Anschlägen haben die Menschen im Kölner Dom Heiligabend und Weihnachten mit einem enormen Polizeiaufgebot verbracht. Auch in anderen europäischen Städten wie Madrid und Wien herrschen verschärfte Sicherheitsvorkehrungen. Islamisten sollen es zwischen den Jahren auf Katholische Kirchen abgesehen haben. Laut der Kölner Kriminalpolizei beziehen sich die Hinweise auf Silvester.

Der Kölner Dom blieb während der Festtage trotzdem für Gottesdienste geöffnet – auch wenn die Besucher viel Geduld mitbringen mussten. Bei den Personen- und Taschen-Kontrollen an den Eingängen habe es keine Vorkommnisse gegeben, heißt es. Die aufwendigen Überprüfungen seien unauffällig verlaufen, sagte eine Polizeisprecherin am Montagmorgen. Auch im Umfeld des Doms, wo die Polizei ihre Präsenz erhöht hatte, sei es ruhig geblieben.

Die Spuren der Ermittlungen führen nach Wien. Sicherheitsbehörden hatten nach dpa-Informationen Hinweise auf einen möglichen Anschlag einer islamistischen Gruppe auf den Dom und eine Kirche in Wien erhalten. Auch eine Kirche in Madrid könnte nach Informationen der ARD ins Visier geraten sein. In Wien haben die Behörden zwei Männer und eine Frau festgenommen. Gegen die drei wird wegen Zugehörigkeit zu einer terroristischen Vereinigung in Verbindung mit terroristischen Straftaten ermittelt. Bei einer Durchsuchung waren Datenträger wie Mobiltelefone sichergestellt worden, die nun ausgewertet werden. Die drei hätten sich „nicht geständig“ gezeigt, sagte eine Gerichtssprecherin.

Beim Zugriff der Polizei kurz vor Weihnachten in einer Flüchtlingsunterkunft war zudem eine vierte zufällig anwesende Person festgenommen worden. Es werde noch untersucht, ob sie mit möglichen geplanten Straftaten der drei anderen zu tun hatte. Laut der ARD soll am Samstagabend zudem eine Person im Saarland festgenommen worden sein, die mit den Anschlagsplänen in Verbindung stehen könnte.

Nach Medienberichten könnte es bei der verdächtigen Gruppe möglicherweise einen Bezug zu einem Ableger des Terrornetzwerks Islamischer Staat (IS) geben, der sich Islamischer Staat Provinz Khorasan (ISPK) nennt und in Afghanistan schon seit einigen Jahren einen bewaffneten Konflikt mit den militant-islamistischen Taliban austrägt. Die Sprecherin der Staatsanwaltschaft Wien wollte sich dazu nicht äußern.

Das Bundesamt für Verfassungsschutz hatte im April betont, obwohl die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) in Syrien und im Irak als weitestgehend besiegt gelte, sei die Gesamtorganisation noch lange nicht zerschlagen. Behördenchef Thomas Haldenwang sagte damals: „Unter den verschiedenen Ablegern des IS sticht besonders der ,Islamische Staat Provinz Khorasan‘ (ISPK) hervor.“

Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki bedankte sich bei den Gottesdienstbesuchern, dass sie sich trotz der Lage „nicht haben ängstigen und erschrecken lassen, sondern dass sie mutig hergekommen sind“. Nordrhein-Westfalens Innenminister Herbert Reul (CDU) hatte die Menschen zuvor ermutigt, sich nicht vom Kirchenbesuch abhalten zu lassen, weil der Schutz funktioniere.

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