Tel Aviv/Gaza – Nach schweren Angriffen auf ein Flüchtlingsviertel im Gazastreifen mit dutzenden Toten an Heiligabend hat die israelische Armee Bedauern über den „Schaden an unbeteiligten Zivilisten“ ausgedrückt. Man arbeite daran, Schlussfolgerungen aus dem Vorfall und Lehren daraus zu ziehen, teilte ein Armeesprecher mit.
Am 24. Dezember waren bei Luftangriffen in dem Flüchtlingsviertel Al-Maghasi nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums mehr als 70 Menschen getötet worden. Auch Frauen und Kinder waren demnach unter den Opfern. In UN-Berichten war sogar die Rede von 86 Toten. Nach UN-Angaben leben in Al-Maghasi mehr als 33 000 Menschen auf einem Gebiet von 0,6 Quadratkilometern.
Das Militär teilte nun mit, am 24. Dezember hätten Kampfjets „als Teil der Operationen der israelischen Armee gegen Hamas-Terrorziele zwei Ziele angegriffen, neben denen sich Hamas-Kämpfer aufhielten“. Vor den Angriffen habe die Armee „Schritte unternommen, um den Schaden an unbeteiligten Zivilisten in dem Gebiet zu verringern“. Eine erste Untersuchung habe ergeben, dass weitere Gebäude neben den Zielen getroffen worden seien. Dies habe vermutlich „Schaden an weiteren unbeteiligten Zivilisten verursacht“. Mit dem Vorfall befasse sich nun ein besonderes Gremium innerhalb der Armee, das für die Untersuchung „außergewöhnlicher Vorfälle“ zuständig sei.
Der israelische TV-Sender Kan berichtete unter Berufung auf einen namentlich nicht genannten Militär, die Untersuchung habe ergeben, dass bei dem Angriff nicht die passende Munition verwendet wurde. Dies habe zu großem Schaden auch in unmittelbarer Umgebung geführt.
Bei einem weiteren mutmaßlichen Angriff auf ein Gebäude in der Nähe eines Krankenhauses im südlichen Gazastreifen soll es ebenfalls zahlreiche Tote gegeben haben. Der palästinensische Rettungsdienst Roter Halbmond schrieb auf der Plattform X, es seien bei einem Angriff in der Nähe des Al-Amal-Krankenhauses in Chan Junis zehn Menschen getötet und zwölf weitere verletzt worden.
Bereits am Mittwoch hatte es nach Angaben der Sanitäter und des Gesundheitsministeriums beim Bombardement eines Wohngebäudes in dem Gebiet mehr als 20 Tote gegeben. Die Angaben lassen sich nicht unabhängig überprüfen. Ein israelischer Armeesprecher sagte am Donnerstag, man gehe dem neuen Bericht nach. Israel vermutet, dass sich in Chan Junis die Führungsspitze der islamistischen Hamas versteckt hält.
Viele Geiseln, die im November aus den Händen der Hamas freikamen, müssen einem Medienbericht zufolge noch immer intensiv psychiatrisch behandelt werden. Die Geiseln hätten die schlimmsten Misshandlungen und Traumata erlitten, die sie in ihrer Laufbahn erlebt habe, sagte Renana Eitan, Leiterin der Psychiatrie am Ichilov-Zentrum in Tel Aviv, dem „Guardian“. Von den 14 Geiseln, die von ihrem Team behandelt würden, seien neun jünger als 18 Jahre sowie zwei Kinder unter zehn Jahren. Die meisten von ihnen benötigten eine langfristige Traumabehandlung.