GroKo sah Taliban-Desaster kommen

von Redaktion

Offenbar frühzeitig Information über den drohenden Fall Kabuls

Hamburg – Die von Angela Merkel (CDU) geführte Große Koalition hat offenbar die Ausreise bedrohter Ortskräfte aus Afghanistan nach Deutschland systematisch verzögert. Das berichtet „Die Zeit“ unter Berufung auf ein vertrauliches Archiv deutscher Regierungsunterlagen.

Demnach haben rund um den Abzug der Bundeswehr aus Afghanistan 2021 gleich mehrere Referate des zuständigen Bundesinnenministeriums ein vereinfachtes „Ortskräfteverfahren“ von Beginn an blockiert, obwohl sowohl das Verteidigungs- als auch das Entwicklungsministerium frühzeitig regierungsintern „Handlungsbedarf“ angemeldet hatten. Die vertraulichen, zum Teil als geheim eingestuften Unterlagen belegten zudem, dass die Große Koalition weitaus früher über die drohende Machtübernahme der radikalislamischen Taliban in Afghanistan informiert gewesen sei. Schon am 5. August 2021, elf Tage vor Beginn der deutschen Evakuierungsflüge, warnte den „Zeit“-Recherchen zufolge ein bislang unbekannter Militärbericht die Regierung vor dem unmittelbar bevorstehenden Fall Kabuls; eine militärische Evakuierung werde nötig. Auch der Abschlussbericht eines der letzten deutschen Generäle in Afghanistan, Generalleutnant Thorsten Poschwatta, habe bereits im Juni 2021 den Zusammenbruch einer hilflosen afghanischen Armee vorausgesagt.

Nach dem Sieg der Taliban lebten Einheimische, die der Bundeswehr geholfen hatten, in Gefahr. Die Bundesregierung beschloss deshalb ein Aufnahmeprogramm für afghanische Ortskräfte. Bislang kamen über unterschiedliche Wege mehr als 20 000 Menschen nach Deutschland. Kritiker werfen Deutschland allerdings vor, zu wenige aufgenommen zu haben.  kna

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