IS-Miliz bekennt sich zu Anschlag im Iran

von Redaktion

Selbstmordattentäter des Islamischen Staats zündeten Sprengstoffgürtel – Beisetzung von Hamas-Vizechef in Beirut

Teheran – Nach dem Doppel-Anschlag mit 84 Toten und mehr als 280 Verletzten im südiranischen Kerman hat sich die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) zu der Tat bekannt. Zwei ihrer Mitglieder hätten bei einer „großen Versammlung von Abtrünnigen“ ihre Sprengstoffgürtel „aktiviert“, erklärte die sunnitische Dschihadistenmiliz am Donnerstag. Zuvor hatte die Führung in Teheran Israel und die USA für den schwersten Anschlag im Iran seit 45 Jahren verantwortlich gemacht. Der iranische Innenminister Ahmad Wahidi kündigte laut der iranischen Nachrichtenagentur Isna als Konsequenz aus dem Anschlag verstärkte Sicherheitsvorkehrungen an den Landesgrenzen zu Afghanistan und Pakistan an.

Die beiden Sprengsätze waren gezündet worden, als in Kerman zahlreiche Menschen an den vor vier Jahren vom US-Militär getöteten General Kassem Soleimani erinnerten. Soleimani hatte die Al-Kuds-Brigaden befehligt, die für Auslandseinsätze zuständige Abteilung der iranischen Revolutionsgarden, und war an der Bekämpfung des IS im Irak beteiligt.

Vor dem Bekenntnis des IS schrieb der iranische Präsidentenberater Mohammed Dschamschidi im Online-Dienst X, vormals Twitter, die „Verantwortung für dieses Verbrechen“ liege „bei den USA und dem zionistischen Regime und der Terrorismus ist nur ein Werkzeug“. US-Außenamtssprecher Matthew Miller bezeichnete „jegliche Andeutung“ einer US-Beteiligung als „lächerlich“. Seine Regierung habe auch „keinen Grund zu der Annahme“, dass Israel mit dem Vorfall zu tun habe, sagte Miller vor einer Nahost-Reise von US-Außenminister Antony Blinken. Ein hochrangiges Mitglied der US-Regierung verwies auf die Ähnlichkeit des Anschlags mit früheren Angriffen des IS.

Zahlreiche Länder verurteilten den Anschlag in Kerman, darunter China, Saudi-Arabien und Russland. Syrien sprach dem Iran „seine volle Solidarität angesichts der Terrorangriffe und schändlichen Verschwörungen“ aus. Beileidsbekundungen kamen auch aus der Europäischen Union. Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell schrieb nach einem Telefonat mit dem iranischen Außenminister Hossein Amir-Abdollahian in Online-Netzwerken, er habe „diesen Terroranschlag auf das Schärfste verurteilt“ und seine „Solidarität mit dem iranischen Volk“ ausgedrückt. Das Auswärtige Amt hatte am Mittwochabend „zutiefst betroffen“ auf „diesen Terrorakt“ reagiert. Der UN-Sicherheitsrat verurteilte den „feigen Terrorakt auf das Schärfste“ und bezeichnete „Terrorismus in all seinen Formen“ als „eine der größten Bedrohungen für internationalen Frieden und Sicherheit“. Zugleich wurden in der gemeinsamen Erklärung alle Staaten aufgerufen, bei der Verfolgung der für den Doppel-Anschlag Verantwortlichen „aktiv“ mit dem Iran zusammenzuarbeiten.

Die Tat ereignete sich vor dem Hintergrund erhöhter Spannungen in der Nahost-Region. Es war der Anschlag mit den meisten Todesopfern im Iran seit 1978. Er schürte Befürchtungen, der seit drei Monaten andauernde Krieg zwischen Israel und der vom Iran unterstützten Palästinenserorganisation Hamas im Gazastreifen könnte sich auf die Region ausweiten.

Unterdessen nahmen in der libanesischen Hauptstadt Beirut am Freitag mehr als tausend Menschen an der Beisetzung des getöteten Vizechefs der Hamas, Saleh al-Aruri, und zweier weiterer Hamas-Funktionäre teil. Während des Totengebets in einer Moschee lag auf jedem Sarg eine Maschinenpistole, wie ein Journalist der Nachrichtenagentur AFP berichtete. Al-Aruri und sechs weitere Hamas-Mitglieder waren am Dienstag bei einem Angriff getötet worden, der Israel zugeschrieben wird. Die mit der Hamas verbündete pro-iranische Hisbollah kündigte Vergeltung an.  afp

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