Die Union und von der Leyen

Mit Vernunft und ohne Jubel

von Redaktion

VON CHRISTIAN DEUTSCHLÄNDER

Mit mäßiger Euphorie haben die Chefs von CDU und CSU vor einigen Monaten Ursula von der Leyen aufgefordert, die EU-Spitzenkandidatur zu übernehmen. Musste sein, weil sonst die Ampel-Koalitionäre ab Sommer jemanden, wohl einen grünen Kommissar, nach Europa senden dürften. Seit von der Leyen durch die eigenen Parteifreunde im Parlament in ihrem „Green Deal“ eingebremst wurde, also von den Grünen nun wieder unterscheidbar ist, wirkt sie da doch als passendere Wahl.

Die 65-Jährige, einst enge Merkel-Vertraute und eine aus der Liste glückloser Verteidigungsministerinnen, wird im eigenen Land wenig Begeisterung entfachen. Dabei gehört zur Bilanz, dass sie als Kommissionspräsidentin früh volle Solidarität mit der Ukraine gezeigt und die EU auf klaren Kurs gesteuert hat. Und dass es in der Migrationspolitik des Kontinents endlich richtige Weichenstellungen gibt. Hoffentlich reicht das, um gegen harte EU-Feinde mit einem Pro-Europa-Kurs zu überzeugen.

Was noch fehlt: dass sich von der Leyen selbst erklärt. Der Schwebezustand ist kurios: 2019 wurde sie ins Amt geschachert, ohne zur Wahl gestanden zu haben. 2024 hat sie beste Chancen, sich doch mal in einer demokratischen Wahl zu beweisen. Ihr monatelanges Zögern wirkt da etwas befremdlich.

Christian.Deutschlaender@ovb.net

Artikel 1 von 11